Recycling von Kaffeekapseln, Foto: Seccon GmbH

Recycling von Kaffeekapseln, Foto: Seccon GmbH

CO2-neutrales Abfallrecycling
mit Abwärme aus Industrieanlagen

Die Aufbereitung von Sekundärrohstoffen aus Abfällen ist in der Regel ein aufwendiger, energie- und kostenintensiver Prozess. Das oberösterreichische Greentech Startup Seccon hat aktuell ein innovatives Verfahren entwickelt, um CO2-neutral und nahezu ohne Qualitätsverluste hochwertige Rohstoffe aus Abfall zu gewinnen. Dabei wird Abwärme aus bestehenden Industrieanlagen genutzt. Das patentierte Verfahren beruht auf einem thermochemischen Prozess, bei dem organische Verunreinigungen des Inputmaterials durch Verbrennung oder Pyrolyse abgeschieden werden. So werden gereinigte, wiederverwertbare mineralische oder metallische Rohstoffe zurückgewonnen. Um die für den Prozess notwendigen hohen Temperaturen zu erzielen, sollen zukünftig heiße Abgase eines vorgelagerten industriellen Prozesses – beispielsweise eines Zementwerkes – eingesetzt werden. Das macht das neue Verfahren besonders energieeffizient und CO2-neutral.

Testbetrieb mit wissenschaftlicher Begleitung

Ende 2023 wurde der erste „Small-scale-Demonstrator“ von Seccon im Technikum Pettenbach in Oberösterreich installiert. Im Rahmen des NEFI Projeks „TCP-to-Industry“1 wird das Verfahren im Testbetrieb erprobt und von der Montanuniversität Leoben wissenschaftlich begleitet. In der Testanlage werden unter anderem Kaffeekapseln recycled, um Aluminium und Bio-Dünger rückzugewinnen. Auch andere Inputmaterialien können hier im industriellen Maßstab untersucht werden, denn die neue Technologie ermöglicht es, viele verschiedene Materialien (von Verbundwerkstoffen über Kunststoffe bis hin zu Klärschlamm oder Aludosen etc.) in ein und demselben Aggregat zu reinigen und wieder aufzubereiten. Im Rahmen des Projekts wird das Verfahren selbst sowie die Kombination mit einem Industriebetrieb, d. h. die Versorgung mit Abwärme aus einer vorgelagerten Produktion, untersucht. Weiters soll analysiert werden, ob das im Recyclingverfahren anfallende Pyrolysegas anschließend im industriellen Produktionsprozess eingesetzt werden kann, um hier Primärenergie einzusparen.

Großanlage bei Zementwerk als Ziel

Auf Basis der Erfahrungen aus dem Testbetrieb wird das Projektteam ein Integrationskonzept für einen „Large-scale-Demonstrator“ entwickeln. Geplant ist es, als Folgeprojekt eine Großanlage bei einem Zementwerk zu realisieren. Begleitend dazu werden wirtschaftliche Aspekte des Konzepts analysiert. Das innovative Seccon-Verfahren bietet für die Betreiber von Industrieanlagen auch einen ökonomischen Nutzen: Es spart Kosten, verbraucht so gut wie keine zusätzliche Energie und bietet die Möglichkeit für eine weitere Diversifikation und Absicherung bestehender Industriestandorte. Die neue Technologie hat hohes Potenzial für eine breite Umsetzung, da Abfälle überall anfallen und Abwärme aus vielen industriellen Prozessen bisher noch ungenutzt bleibt.

Schwerpunkte des TCP-to-Industry Projekts

> Charakterisierung der Input- und Output-Wertstofffraktion
> Konzept für die Integration des Small-Scale-Demonstrators (SSD) in eine Industrieanlage
> Betrieb des SSDs in einer Industrieanlage und Messungen
> Auswertung und Verbesserung der Energiemodelle
> Einbindung von industrieller Abwärme
> Integrationskonzept für den großtechnischen Demonstrator (KPC-Projekt)
> Quantifizierung der Multiplikatoreffekte sowie techno-ökonomische Untersuchungen
> Analyse des gesamtwirtschaftlichen Effekts in Österreich
 
www.nefi.at/de/projekt/tcp_to_industry
 
1 Projektpartner: Montanuniversität Leoben / Lehrstuhl für Energieverbundtechnik (Projektleitung) , OÖ Energiesparverband, Seccon GmbH, WSA – waste service GmbH
 
Das Projekt ist Teil der NEFI-Modellregion („new energy for industry“), die die Dekarbonisierung von Industriebetrieben durch Innovation und Technologieentwicklung fördert.
www.nefi.at

 

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    Recycling von Kaffeekapseln, Foto: Seccon GmbH