Internationale Zusammenarbeit
für die Dekarbonisierung der Industrie

Auch auf internationaler Ebene ist Österreich aktiv, um die Transformation der Industrie durch Forschung und Technologieentwicklung zu forcieren. Im Rahmen der globalen Initiative Mission Innovation leitet Österreich gemeinsam mit Australien seit 2022 die Mission „Net-Zero Industries“. Ziel ist es, Investitionen zu mobilisieren, um die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für die vollständige Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Die Net-Zero Industries Mission (NZI) soll sicherstellen, dass bis 2030 eine zuverlässige, kostengünstige und emissionsfreie Produktion in Hochtemperaturprozessen der Stahl-, Zement- und chemischen Industrie ermöglicht wird. In diesem Zeitraum wollen die teilnehmenden Länder Lösungen mit Technologiereifegrad TRL 6 oder höher entwickeln und demonstrieren. Die klimaneutralen Produktionsweisen sollen skalierbar und bis 2050 mit etablierten Technologien wettbewerbsfähig sein.
www.mission-innovation.net/missions/net-zero-industries-mission
 
Im Rahmen der Aktivitäten der Internationalen Energieagentur nimmt Österreich u. a. an dem Technologieprogramm„Industrielle Energietechnologien und Systeme“ (IETS) teil und leitet das Projekt „Dekarbonisierung industrieller Systeme in einer Kreislaufwirtschaft“ (Task 21). Energie- und CO2-Einsparungen durch Kreislaufwirtschaft, insbesondere direkt durch Zirkularität im Bereich des Kohlenstoffs sowie die Ressourcen- und Energieeffizienz durch Industrielle Symbiose1, sind zwei wesentliche Lösungsansätze zur Dekarbonisierung der Industrie. Der Subtask „Circular Carbon“ beschäftigt sich z. B. damit, wie „Carbon Capture and Utilization (CCU)“, d. h. die Abscheidung und anschließende Nutzung von CO2 in einer Lebenszyklusanalyse abgebildet werden kann und wie CCU-Technologien in unterschiedlichen Industrien effektiv und effizient etabliert werden können. In Österreich wird dazu u. a. eine Umfrage zur Wahrnehmung von CCU durch Industriebetriebe durchgeführt. Der Subtask „Industrielle Symbiose“ grenzt den Begriff wissenschaftlich-theoretisch ab, um für die Etablierung Best Practice-Beispiele zu identifizieren und passende Business-Modelle abzuleiten. Subtask-überschneidend werden auf Basis österreichischer und internationaler Projekte neue Kooperationen durch neue Wertschöpfungsketten identifiziert und verglichen.
www.nachhaltigwirtschaften.at/de/iea/technologieprogramme/iets
www.nachhaltigwirtschaften.at/de/iea/technologieprogramme/iets/iea-iets-task-21.php

Foto: Energieinstitut an der JKU Linz
Foto: Energieinstitut an der JKU Linz

„Der Begriff Dekarbonisierung meint eigentlich, dass kein CO2 in die Atmosphäre entlassen wird. ‚Karbon’ bleibt aber ein zentrales Thema: Es gibt Industrien, welche kohlenstoffbasierte Produkte herstellen, und andere, bei denen trotz Erneuerbarer Energien rein technologisch weiterhin Kohlenstoff als Reststoff anfallen wird. Auf internationaler Ebene diskutieren wir die Methoden, inwieweit CCU als klimaneutral gelten kann. Ebenso diskutieren wir die durch Industrielle Symbiose ermöglichte Verbindung von unvermeidbaren Kohlenstoffquellen und der Kohlenstoffnutzung. Hier liefern die österreichischen Projekte der Vorzeigeregionen NEFI und WIVA P&G2 sowie das Projekt CACTUS3 wertvolle Inputs.“
Simon Moser,
Energieinstitut an der JKU Linz

1 Industrielle Symbiose ist ein Konzept der Kreislaufwirtschaft und bezeichnet den wirtschaftlichen Zusammenschluss benachbarter Unternehmen, um Ressourcen effizienter zu nutzen. Das kann z. B. den Austausch von Material, Energie, Wasser und Abfallstoffen bzw. Nebenprodukten umfassen, sowie die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen, Dienstleistungen und sozialen Einrichtungen, um Wettbewerbsvorteile zu generieren.
2 www.nefi.at, www.wiva.at
3 www.project-cactus.at