Standort Hochfilzen der RHI Magnesita mit Rendering der CCU-Testanlage, Foto: RHI Magnesita

Standort Hochfilzen der RHI Magnesita mit Rendering der CCU-Testanlage, Foto: RHI Magnesita

CCUpScale
Pilotanlage in Tirol für die mineralische Bindung von CO2

Der österreichische Konzern RHI Magnesita plant in Hochfilzen in Tirol die Realisierung einer CCU (Carbon Capture and Utilization) -Testanlage, die als weltweites Modell für die mineralische Karbonatisierung dienen könnte. Eine neue Technologie – entwickelt vom australischen Cleantech-Startup MCi Carbon – soll hier ab 2028 im praktischen Betrieb demonstriert werden.
 
RHI Magnesita ist Weltmarktführer für hochwertige feuerfeste Produkte und Systeme, die für Hochtemperaturprozesse über 1.200 °C in den Branchen Stahl, Zement, Nichteisenmetalle und Glas unverzichtbar sind. Feuerfestmaterialien schützen Produktionsanlagen (z. B. Hochöfen in der Stahlindustrie) vor extremer Hitze und chemischen Angriffen und spielen eine Schlüsselrolle im Recycling von Metallen. Das Unternehmen verfügt über eine vollständig integrierte Wertschöpfungskette, die von Rohstoffen über feuerfeste Produkte bis hin zu kompletten Lösungen reicht.

Logo RHI Magnesita

Das Unternehmen ist weltweit Marktführer im Bereich feuerfeste Produkte und Systeme und beschäftigt über 20.000 Mitarbeiter:innen an 67 Hauptproduktionsstandorten (einschließlich Rohstoffstandorten), 12 Recyclinganlagen und mehr als 70 Vertriebsbüros.

Zukunftsweisende Technologie aus Australien

Die Herstellung von Feuerfestmaterialien ist ein sehr energie- und emissionsintensiver Prozess. Deshalb investiert RHI Magnesita laufend in innovative Technologien und Lösungen zur Emissionsreduzierung. Die CO2-Abscheidung und -Nutzung (Carbon Capture and Utilization) spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Unternehmen kooperiert dabei mit dem australischen Startup MCi Carbon, das eine Schlüsseltechnologie für die mineralische Karbonatisierung entwickelt hat. Die Technologie, die derzeit in Australien getestet wird, wandelt CO2 aus industriellen Prozessen in Industrieminerale wie Magnesit sowie in Silikat um. Diese Materialien können in Bauprodukten wie Beton und Zement, aber auch in Keramik, Düngemitteln, Papier oder Gipsplatten eingesetzt werden. RHI Magnesita ist Hauptinvestor und erster globaler kommerzieller Kunde von MCi Carbon. Der Probebetrieb in Australien soll die Skalierbarkeit der Technologie bewerten und den Einsatz in Österreich ab 2028 ermöglichen.

Pilotanlage in Tirol

Am Standort Hochfilzen in Tirol plant RHI Magnesita ab 2028 den kommerziellen Rollout einer CCU-Testanlage, in der jährlich 50.000 Tonnen CO2 aus dem Abgasstrom extrahiert und in chemisch stabile Industrieminerale umgewandelt werden sollen. In einer darauffolgenden Phase bis Anfang der 2030er-Jahre will das Unternehmen den gesamten Standort dadurch zu 90 % dekarbonisieren. Der Bau der ersten kommerziellen CCU-Testanlage in Hochfilzen erfordert zusätzliche Investitionen von über 100 Millionen Euro. Für die erfolgreiche Realisierung des Projekts ist (neben der Förderung aus öffentlichen Mitteln) entscheidend, dass das mit der MCi Carbon-Technologie abgeschiedene CO2 als dauerhaft chemisch gebunden anerkannt wird und keine Verpflichtung zur Abgabe von EU-ETS-Zertifikaten besteht. Zur Unterstützung des Projekts setzt RHI Magnesita vollständig auf den Einsatz von erneuerbaren Energien. Auch die Logistik am Standort soll durch ein neues Logistikzentrum optimiert werden, um den Transport von Rohmaterialien und Produkten noch effizienter per Bahn abwickeln zu können.

Beitrag zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft

Rohstoff für die Feuerfestprodukte ist Magnesiumkarbonat, das von RHI Magnesita aus Bergwerken zutage gefördert wird. Während der Produktion des Feuerfestmaterials löst sich CO2 aus dem Gestein und entweicht in die Atmosphäre. In Zukunft soll das CO2 eingefangen und in der MCi-Anlage in ein silikatisches Mineral sowie Magnesiumkarbonat umgewandelt werden. Durch den Einsatz des Silikatprodukts als CO2-armer alternativer Zuschlagstoff z. B. in der Zementindustrie können pro Tonne bis zu 50 % CO2 eingespart werden. Langfristig will RHI Magnesita jährlich 800.000 Tonnen Silikat an die Zementindustrie (vorwiegend regional, im Umkreis von wenigen hundert Kilometern) liefern. Weiters sollen 350.000 Tonnen Magnesit im CO2-Kreislaufverfahren verarbeitet werden und als Rohstoff in verschiedenen Industrien zum Einsatz kommen – ohne zusätzliche CO2-Freisetzung. Damit wird RHI Magnesita einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung sowohl am Standort Hochfilzen als auch in anderen Industrien leisten.

Internationale Auszeichnung und Förderung

Das Projekt „CCUpScale“ wurde 2024 mit dem Net-Zero-Industries Awards als „National Winner Austria“ in der Kategorie „Outstanding Projects“ ausgezeichnet.1 Im Rahmen des „Australia-Austria Call for Industrial Decarbonisation“ der Mission Net-Zero-Industries wird das Startup MCi Carbon von australischer Seite gefördert, während RHI Magnesita durch den Klima- und Energiefonds für die Entwicklung der CCU-Pilotanlage in Hochfilzen unterstützt wird. Diese F&E-Förderung ermöglicht entscheidende Aktivitäten wie die Rohstoffanalyse, Vor-Demonstrationsversuche, das Prozess-Engineering zur Skalierung und die industrielle Integration – zentrale Meilensteine für den Fortschritt der zukunftsweisenden CCU-Anlage.

www.rhimagnesita.com/rhi-magnesita-and-australian-cleantech-mci-carbon-enter-long-term-strategic-cooperation-to-decarbonise-refractories/
1 mission-innovation.net/missions/net-zero-industries-mission/net-zero-industries-award-2024
 

 

  • MCi CCU Pilotanlage Newcastle, Foto: MCi Carbon
    MCi CCU Pilotanlage Newcastle, Foto: MCi Carbon
  • MCi CCU Pilotanlage Newcastle, Foto: MCi Carbon
    MCi CCU Pilotanlage Newcastle, Foto: MCi Carbon