Begrünte Fassaden haben einen positiven Einfluss auf das Mikroklima in der Stadt. Sie sorgen an heißen Sommertagen für Abkühlung, verbessern die Luftqualität und tragen zu mehr Wohlbefinden der BewohnerInnen bei. In Wien gäbe es viele Möglichkeiten für die Fassadenbegrünung, bisher fehlten aber kostengünstige und einfach umsetzbare Lösungen für die Nachrüstung von Bestandsgebäuden. Komplizierte Abwicklungs- und Genehmigungsprozesse mit den zuständigen Behörden und auch innerhalb der Gebäudegemeinschaft erschweren die Realisierung von Grünfassaden im urbanen Raum.
Mit dem Forschungsprojekt „50 grüne Häuser“* wurde – in Abstimmung mit der Stadt Wien – erstmals eine integrierte Kombi-Lösung entwickelt, um eine einfache Begrünung von Fassaden in der Stadt zu ermöglichen. Das System besteht aus dem BeRTA-Modul, d. h. einer kostengünstigen Pflanzentrog-Lösung mit Rankhilfen plus zugehörigem Wartungskonzept. Der Genehmigungsprozess wird über ein innovatives Einreich-Tool mit Behörden-Quick-Check abgewickelt. Stadtverwaltung, EigentümerInnen und BewohnerInnen werden darüber vernetzt und bei der Umsetzung des Vorhabens unterstützt. Ein Online-Leitfaden führt schrittweise durch die Einreichung und fragt rasch und unkompliziert alle erforderlichen Daten für das geplante Projekt ab. Sämtliche Anforderungen der zuständigen Magistratsabteilungen wurden im intelligenten Einreich-Formular berücksichtigt, so dass die Abklärung durch das Projektteam mit den Behörden schnell und einfach erfolgen kann.
Aufgrund der großen Nachfrage wird das Begrünungssystem in Zukunft BewohnerInnen aus ganz Wien zur Verfügung stehen und im Rahmen der Grünfassadenförderung der Stadt Wien unterstützt.
Erste Prototypen in Wien
Aktuell wird die Kombi-Lösung in einem Co-Creation-Prozess mit 50 Demo-Modulen in Favoriten implementiert. Interessierte konnten im Frühjahr 2019 einreichen, um kostenlos ein BeRTA-Grünfassaden-Modul zu erhalten. „BeRTA“ steht für die Bestandteile des Moduls: „Begrünung – Rankhilfe – Trog – All-in-One“. Das Modul besteht aus einem Pflanzgefäß mit 300 Liter Fassungsvermögen, einer Rankhilfe (sofern erforderlich bzw. technisch machbar), Substrat und zwei Kletterpflanzen, die für rund 8m² Begrünung sorgen. Die online eingegebenen Daten helfen den ExpertInnen dabei, die individuelle Modul-Konfiguration für das jeweilige Gebäude zu wählen: Je nach Standort und Beschaffenheit der Fassade werden passende Pflanzen zur Verfügung gestellt. Lieferung, Montage und Einschulung zur Wartung der begrünten Fassade sind inkludiert.
Wissenschaftliche Evaluierung
Die ersten 50 Grünfassaden-Module werden wissenschaftlich begleitet. Das Monitoring umfasst sowohl die (vegetations-)technischen als auch die sozialen Auswirkungen der Gebäudebegrünung im Zielgebiet Innerfavoriten und liefert Daten für EntscheidungsträgerInnen, PlanerInnen, Bauherren und Bauträger. Auf Basis dieser Erkenntnisse soll das innovative Modell auch auf andere Städte übertragbar sein.
https://50gh.at/
* Projektpartner
tatwort Nachhaltige Projekt GmbH (Leitung), GrünStattGrau Forschungs- und Innovations GmbH (grünstattgrau.at), Die Wiener Volkshochschulen GmbH – DIE UMWELTBERATUNG, Wiener Umweltschutzabteilung (MA22) der Stadt Wien, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Department für Bautechnik und Naturgefahren, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (IBLB)