Seit ihrer Gründung im Jahr 1974 trägt die Internationale Energieagentur entscheidend dazu bei, die weltweite Energieversorgung sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Als Reaktion auf die Ölkrise schlossen sich vor 50 Jahren 16 Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen, um langfristige Strategien zur Sicherung der Energieversorgung zu entwickeln. Österreich gehört zu den Gründungsstaaten. Mittlerweile hat die IEA 31 Mitgliedsstaaten, 5 Beitrittskandidaten und 13 assoziierte Staaten.1 Der Sitz der Agentur ist in Paris. Seit 2015 fungiert Dr. Fatih Birol als Executive Direktor. Während zu Beginn die Sicherung der Ölversorgung und die Bewältigung zukünftiger Energiekrisen im Vordergrund standen, erweiterte sich im Lauf der Jahre das Themenspektrum und die Entwicklung und Verbreitung von erneuerbaren Energietechnologien und Energieeffizienz rückten ins Zentrum. Die Daten und Analysen der IEA decken heute 80 % des globalen Energiekonsums, 80 % der globalen CO2-Emissionen und 87 % der globalen Investitionen in saubere Energie ab.2
Neue Herausforderungen
Auf dem Ministertreffen im März 2022 einigten sich die Mitgliedsländer darauf, das Mandat der Agentur weiter auszuweiten. Der Fokus liegt heute auf der Entwicklung von Strategien und innovativen Lösungen für emissionsfreie Energiesysteme, um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen und eine saubere, sichere, nachhaltige und erschwingliche Energiezukunft für alle zu gestalten. Mit Blick auf die nächsten 50 Jahre steht die IEA vor großen Herausforderungen, darunter der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, eine auf Erneuerbaren basierende Energiewende und die Bewältigung der Folgen des Klimawandels.Die Arbeiten der IEA berücksichtigen heute viele weitere wichtige Aspekte: eine auf Menschen orientierte Wende, Leistbarkeit sowie kritische Mineralien und Lieferketten für saubere Energietechnologien. Zusätzlich werden nicht-technische Themen, wie Gendergerechtigkeit und Inklusion immer mehr priorisiert. Die Organisation stellt in ihren Analysen und Publikationen fundierte Daten, Zeitreihen und Trends zur Verfügung. Die wichtigsten sind der jährliche World Energy Outlook, die Net-Zero by 2050 Roadmap sowie die Fortschrittsüberprüfung aller sauberen Energietechnologien und Effizienzmaßnahmen.
Der World Energy Outlook ist die zentrale Quelle für Analysen und Prognosen in der Energiewelt. Die Publikation liefert objektive Daten, gibt Einblick in das globale Energieangebot und die globale Energienachfrage in verschiedenen Szenarien und analysiert die Auswirkungen auf Energiesicherheit, Klimaziele und wirtschaftliche Entwicklungen. Auch 2023 wurden die Auswirkungen der Energietrends in Schlüsselbereichen wie Investitionen, Handelsströme, Elektrifizierung und Energiezugang untersucht. Trotz der aktuellen Krisen und großer Schwankungen auf den Energiemärkten konnte die IEA Anzeichen für eine Beschleunigung der Umstellung auf saubere Energien feststellen. Das zeigen u. a. Trends bei der Einführung von Photovoltaik, Elektrofahrzeugen, Batterien und Wärmepumpen. Für jeden USD, der für fossile Brennstoffe ausgegeben wird, werden heute 1,8 USD für eine Reihe von sauberen Energietechnologien und die dazugehörige Infrastruktur aufgebracht: Vor fünf Jahren lag dieses Verhältnis noch bei 1:1. Der Anstieg der Ausgaben konzentriert sich allerdings auf die Industrieländer und China. In allen anderen Ländern des globalen Südens sind die notwendigen Investitionen in den meisten Endverbrauchsbereichen im Rückstand.
www.iea.org/reports/world-energy-outlook-2023/executive-summary
Technologie und Innovation
Von Beginn an erkannte die IEA die entscheidende Rolle von Forschung und Innovation für die Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft. Durch die Förderung von Kooperationen zwischen den Mitgliedsländern und die Zusammenführung von Expertise aus verschiedenen Disziplinen konnten zahlreiche wegweisende Projekte initiiert und Energieinnovationen auf den Weg gebracht werden. Im Jahr 1975 fand das erste Treffen des Committee on Energy Research and Technology (CERT) statt. Zwei Jahre später wurde das erste gemeinsame Forschungsprogramm im Bereich Solarenergie gegründet. Das CERT koordiniert und fördert die Entwicklung, Demonstration und Einführung sauberer Energietechnologien. Die Themenfelder Erneuerbare Energie, Endverbrauchstechnologien, fossile Energien, Fusion und Industrielle Dekarbonisierung sind in fünf Working Parties organisiert. Die Working Party für Industrielle Dekarbonsierung wurde erst 2023 eingerichtet, um die Transformation der Industrie in Richtung Klimaneutralität zu unterstützen.
Die Forschungskooperationen werden im Rahmen der multilateralen Technology Collaboration Programmes (TCPs) durchgeführt. Die TCPs beschäftigen sich mit Forschungs- sowie Policyaktivitäten zu einer breiten Palette von Energiethemen, darunter erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Systemintegration, Sicherheit und Diversifikation der Energieversorgung, Kohlenstoffmanagement und verschiedene Querschnittsthemen. Das TCP-Netzwerk fördert den Austausch von Wissen und bietet gleichzeitig die Chance, österreichische Kompetenzen weltweit bekannt zu machen und voneinander zu lernen. Rund 6.000 Expert:innen aus 54 Ländern arbeiten aktuell in insgesamt 40 TCPs zusammen
https://www.iea.org
„50 Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Bedeutung der IEA grundlegend geändert. Jahr für Jahr liefert sie Informationen über den globalen Stand der Energiewende und zeigt auf, welche Schritte gesetzt werden müssen, um das Paris-Übereinkommen noch einhalten zu können. Die Beschleunigung von Forschung, Innovation und Markteinführung neuer Technologien und Systemlösungen sind Schlüsselfaktoren dafür. Das weltweite Energietechnologienetzwerk der IEA unterstützt diese Bestrebungen. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass wir in Zukunft mit Stolz auf den Wendepunkt der weltweiten Energietransformation zurückblicken können.“
Mag.a Sabine Mitter
IEA Forschungskooperation
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
1 IEA Mitgliedstaaten (31): Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Litauen, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn, USA, Vereinigtes Königreich, Assoziierte Staaten (13): Ägypten, Argentinien, Brasilien, Volksrepublik China, Indien, Indonesien, Kenia, Marokko, Senegal, Singapur, Südafrika, Thailand, Ukraine , Beitrittskandidaten (5): Chile, Costa Rica, Kolumbien, Lettland, Israel
www.iea.org/countries
2 Quelle: www.iea.org/about