Die EU-Richtlinien verlangen im Kraftstoffbereich bis 2020 eine Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien auf 10 %. Diese Zielsetzung ist mit herkömmlichen Biotreibstoffen nicht erfüllbar, da der Anbau der dazu notwendigen Rohstoffe prinzipiell in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht. Gefragt sind neue Technologien, mit denen auf Basis von Reststoffen der Land- und Forstwirtschaft Treibstoffe der 2. Generation erzeugt werden können. In „Biomass to Liquids“(BTL)-Verfahren kann lignocellulosehaltige Biomasse (z. B. Hackschnitzel oder Stroh) in umweltfreundlichen Dieselkraftstoff umgewandelt werden. Da bei diesen Verfahren weniger CO2 ausgestoßen wird, weisen Biotreibstoffe der 2. Generation auch eine bessere Umweltbilanz auf.
Im Juli 2012 wurde in der OMV Raffinerie Schwechat die weltweit erste, gemeinsam mit BDI – BioEnergy International AG entwickelte BioCRACK-Pilotanlage in Betrieb genommen. Diese Anlage wandelt in einem neuartigen, patentierten Verflüssigungsverfahren feste Biomasse direkt in Dieselkraftstoff um. Mit der BioCRACK-Technologie ist es möglich, bereits „an der Quelle“, d. h. im Raffinerieprozess, durch das Co-Processing von Nebenprodukten der Mineralölindustrie und Verwendung von fester Biomasse, einen bis zu 20-prozentigen biogenen Anteil im Treibstoff zu erzielen. Bei dem technisch einfachen und kostengünstigen Verfahren, das in den herkömmlichen Mineralölraffinationsprozess integriert ist, wird die Biomasse (Holz und Stroh) mit schwerem Mineralöl auf über 400 Grad erhitzt. Bisher wurden schwere Mineralöle hauptsächlich zur Benzinerzeugung verwendet, in der neuen Anlage können diese nun für die Produktion von Diesel eingesetzt werden.
Die BioCRACK-Pilotanlage ist direkt mit anderen Anlagen der Raffinerie Schwechat verbunden, wo das im BioCRACK-Verfahren entstandene chemische Produkt zu Dieselkraftstoff nach geltender Norm EN590 veredelt wird. Endprodukt ist ein für alle Motorenarten geeigneter klassischer Diesel aus reinen Kohlenwasserstoffen mit einem hohen biogenen Anteil. Im Verlauf des Prozesses entstehen keine Abfallprodukte: Biogas, Bio-Kohle und andere anfallenden Nebenprodukte können energetisch verwertet oder in höherwertige Produkte weiterverarbeitet werden.
Dr. Gerhard Roiss
Vorstandsvorsitzender, Generaldirektor OMV
BioCRACK: Technologie und Produkte