Papiermaschine 11, Foto: Sappi Austria GmbH

Papiermaschine 11, Foto: Sappi Austria GmbH

Biomasse als Energieträger
für die Papier- und Zellstoffproduktion bei Sappi/Gratkorn

Das Werk Gratkorn in der Nähe von Graz ist der größte Produktionsstandort innerhalb des Industriekonzerns Sappi Europe. In der steirischen Papier- und Zellstofffabrik werden jährlich 950.000 Tonnen hochwertiges, mehrfach gestrichenes Papier produziert, das für qualitätsvolle Publikationen auf der ganzen Welt verwendet wird. Außerdem erzeugt das Unternehmen 250.000 Tonnen vollständig chlorfreien gebleichten Zellstoff im Jahr. Rund 95 % der Produktion des Werkes gehen in den Export. Die Herstellung von Papier und Zellstoff ist ein energieintensiver Prozess, der in der Vergangenheit im Werk Gratkorn teilweise von Kohle abhängig war. Im Rahmen der Dekarbonisierungs-Roadmap von Sappi Europe wurde 2021/22 ein Kraftwerkskessel umgerüstet. Der ehemalige Kohlekessel 11 wird seither mit Biomasse und Erdgas betrieben . Durch die Modernisierung ist es gelungen, den CO2-Fußabdruck um fast 30 % zu reduzieren.
 
Die von Gratkorn eingesetzte Biomasse stammt aus verschiedenen Quellen: Holzreste aus der Zellstoffproduktion oder Schwarzlauge, die als  Nebenprodukt bei der Zellstoffherstellung anfällt, werden zur Energieerzeugung verwendet. Aktuell wird daran gearbeitet, den Anteil an Biomasse noch weiter auszubauen. Reststoffe aus der regionalen Forstwirtschaft und der Wertschöpfungskette der Forstindustrie sollen als Biomassequellen genutzt werden. Ziel ist es, langfristig ausschließlich erneuerbare und CO2-neutrale Brennstoffe am Standort Gratkorn einzusetzen.

Ausbau der Infrastruktur für den Einsatz von Biomasse

Im Rahmen der mit EU-Mitteln1 unterstützten Projekte BioFit STEP 1 und STEP 2 unternimmt das Unternehmen nun den nächsten Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Produktion. Die Infrastruktur soll ausgebaut und damit die Kapazität erhöht werden, um Anlieferung, Sortierung und Aufbereitung größerer Mengen an Biomasse zu bewältigen. Die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energieträgern erfordert ein verbessertes Biomasse-Handling im Werk. Auch dezentrale Zwischenlager-terminals in den umliegenden Regionen werden benötigt. Ziel des Projekts BioFit ist es, zukünftig ca. 300.000 Tonnen  Biomasse im Jahr für den Kessel 11 bereitstellen zu können. Dafür muss die Logistik für die Anlieferung durch Bahn und Lkw sowie für Transport und Handling der Biomasse im Werk aufgebaut werden. Ein zweistelliger Millionenbetrag wird dazu am Standort Gratkorn investiert.

Umsetzung in zwei Schritten

Im Rahmen von BioFit STEP 1 wird das Biomasse-Handling-System entwickelt. Dieses umfasst die Anlieferung und Aufbereitung der Biomasse im Werk, die Lagerung in 2 Silos mit je 10.000 m3 und auf einer offenen Lagerfläche mit 5.000 m2 sowie die Einrichtung von Biomasse-Förderbändern. Im Zentrum von BioFit STEP 2 steht die Umsetzung der Eisenbahninfrastruktur, d. h. der Bau der Entladegleise und eines Containerterminals. Weiters soll ein dritter Silo mit 10.000 m3 für die Biomasselagerung errichtet sowie eine Photovoltaikanlage installiert werden.

Ausblick

Die Inbetriebnahme der Anlagen zur Biomasseannahme und -aufbereitung sowie des ersten Silos sind für Herbst 2024 geplant. Bis Mitte 2025 soll die gesamte Infrastruktur umgesetzt werden. Das Projekt schafft die Voraussetzungen, um den Erdgaseinsatz im Werk Gratkorn zu reduzieren und den Anteil von Biomasse deutlich zu erhöhen. Damit sollen die CO2-Emissionen um weitere 100.000 Tonnen pro Jahr verringert werden. Dies entspricht einer Reduktion des CO2-Fußabdrucks von etwa 25 %. Gemeinsam mit der Modernisierung des Kessels 11 sind dies in Summe ca. 55 %. Auch die Energiekosten und die Abhängigkeit von internationalen Energiemärkten will das Unternehmen durch die Umstellung auf regional verfügbare Biomasse nachhaltig senken.
 
www.sappi.com/de/gratkorn-mill

Foto: Sappi Austria GmbH
Foto: Sappi Austria GmbH

„Die Dekarbonisierungs-Roadmap von Sappi zeigt den Weg auf, den wir in Richtung einer kohlenstoffneutralen Zukunft einschlagen müssen. Mit diesem Projekt schaffen wir für eine der größten Biomasse-Energieanlagen Österreichs die nötige Infrastruktur, um weiter konsequent fossile Brennstoffe zu ersetzen. Der damit verbundene Ausbau des Bahnterminals entlastet zudem den Straßenverkehr und damit die Umwelt. Mit BioFit können wir weitere 100.000 Tonne CO2 im Jahr einsparen.“
Peter Putz,
Geschäftsführer der Sappi Austria GmbH

1 BioFit Step 1 und Step 2 werden im Rahmen des Programms „Transformation der Wirtschaft“ des Klima- und Energiefonds gefördert. Die Mittel stammen aus dem Aufbau- und Resilienzfonds (Recovery and Resilience Facility – RRF) der Europäischen Union, Kernstück von NextGenerationEU und sind im österreichischen Aufbau- und Resilienzplan 2020–2026 (ÖARP) verankert.
www.klimafonds.gv.at/transformation-der-wirtschaft-gefoerderte-projekte

 

  • Hackschnitzellager, Foto: Sappi Austria GmbH
    Hackschnitzellager, Foto: Sappi Austria GmbH
  • Biomasse-Silo (Außenansicht), Foto: Sappi Austria GmbH
    Biomasse-Silo (Außenansicht), Foto: Sappi Austria GmbH
  • Biomasse-Silo (Innenansicht), Foto: Sappi Austria GmbH
    Biomasse-Silo (Innenansicht), Foto: Sappi Austria GmbH