Innenhof Geblergasse, nach Fertigstellung, Foto: Lisi Zeininger

Innenhof Geblergasse, nach Fertigstellung, Foto: Lisi Zeininger

Die Stadt als Energiespeicher
Nachhaltige Energieversorgung im Altbaubestand

Neue Lösungen für die nachhaltige Wärme- und Kälteversorgung im urbanen Raum spielen eine wichtige Rolle für die Erreichung der Klimaziele. Vor allem der Gebäudebestand stellt eine große Herausforderung dar. Ein zukunftsweisendes Konzept ist die saisonale Nutzung von Erdspeichern in Kombination mit erneuerbaren Wärmequellen und Abwärme, Transportleitungen sowie Wärmepumpen in einem sogenannten Anergienetz. Lokale Anergienetze sind Rohrleitungsnetze, die Wasser mit niedrigen Temperaturen (im Bereich von 4 bis 30° C) zwischen Erdsondenspeichern und den Heiz- bzw. Kühlzentralen einzelner Gebäude oder Gebäudegruppen verteilen. Dort wird die Temperatur mit Hilfe von Wärmepumpen auf das benötigte Niveau angehoben. Anergienetze ermöglichen eine gebäudeübergreifende Energieversorgung durch die gemeinsame Nutzung von Wärmequellen und Speichern.

Smart Block Geblergasse

Bei dem Projektgebiet Geblergasse handelt es sich um ein dicht bebautes gründerzeitliches Baufeld mit vorwiegender Wohnnutzung im 17. Wiener Gemeindebezirk. Im Fokus der Sanierung und Nachverdichtung dieses Quartiers stand die Erprobung einer liegenschaftsübergreifenden, nachhaltigen Energieversorgung sowie innovativer Mobilitäts-, Begrünungs- und Freiraumkonzepte für die BewohnerInnen. Im Rahmen des Sondierungsprojekts „SMART Block Step II – Energy“1 wurden die Grundlagen für die Planung und Realisierung dieses Pilotprojekts erarbeitet und die Machbarkeit eines Anergienetzes für einen konkreten Häuserblock untersucht. Im August 2018 wurde mit der Umsetzung gestartet. Zwei Gebäude wurden mit Erdsonden und Hybridsolarkollektoren ausgestattet und ein Anergienetz errichtet, das bereits Leitungsverbindungen und einen schrittweisen Ausbau des Netzes im Häuserblock vorsieht.

AnergieUrban

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus diesem Pilotprojekt wurde im Rahmen der aktuellen Studie „AnergieUrban: Stufe 1: Die Stadt als Energiespeicher“2 am Beispiel von zwei großen Testgebieten im 14. und 16. Wiener Gemeindebezirk untersucht, ob das innovative Konzept auch für die großflächige Wärmeversorgung im Bestand geeignet ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass  in beiden Stadtquartieren genügend Platz für die Errichtung der notwendigen Erdwärmesonden sowie ausreichend Potenzial an Wärmequellen in Form von Abwärme und Solarenergie vorhanden sind. 60 % des notwendigen Flächenpotenzials würden dabei auf öffentliche Flächen wie Gehsteige, Parkplätze und Straßen fallen. Um diese Flächen mit Erdwärmesonden nutzen zu können, werden entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen benötigt. Das Potenzial der verfügbaren Wärmequellen liegt laut den Berechnungen deutlich über dem Wärmebedarf der Gebäude.

Der Kostenvergleich für ein Gründerzeithaus für einen Zeitraum von 20 Jahren ergibt, dass die Fortführung der Gas-Heizungen insgesamt vergleichbare Kosten verursacht wie der Umstieg auf das Solar/Erdwärmesonden/Wärmepumpen-System. Ab dem zwanzigsten Jahr ist das innovative Energieversorgungskonzept aufgrund der geringeren Betriebskosten sogar deutlich günstiger als das gasbetriebene System.

Deckungsgrade Testgebiet 1140, Quelle: OGD Wien, eigene Erhebungen; Kartographie: Robert Kalasek 2020
Deckungsgrade Testgebiet 1140, Quelle: OGD Wien, eigene Erhebungen;
Kartographie: Robert Kalasek 2020

1 Projektpartner: Burtscher-Durig ZT-GmbH (Projektleitung), Jutta Wörtl-Gössler, ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, Komobile w7 GmbH, Martin Gruber, Architekt Johannes Zeininger

Ein Sondierungsprojekt im Rahmen des Programms „Smart Cities Demo“ des Klima- und Energiefonds.

2 Projektpartner: ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (Projektleitung), Technische Universität Wien, Geologische Bundesanstalt, zeininger architekten

Eine Studie im Auftrag des BMK, der Stadt Wien MA 20 und dem Österreichischen Städtebund.

 


  • Innenhof Geblergasse, Baustelle, Foto: Gerhard Bayer