Über 50 % der Weltbevölkerung lebt heute in Städten mit mehr als einer Million EinwohnerInnen – Tendenz steigend. Der Gebäudesektor ist weltweit einer der energieintensivsten Bereiche: Die Bauwirtschaft erzeugt 40 % des Energie- und Ressourcenverbrauchs, ist für 60 % der weltweiten Transportwege verantwortlich und verursacht 40 % des Abfallaufkommens und CO2-Ausstoßes.
Die 2010 verabschiedete EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden macht EU-weit das „nearly zero-energy building“ zum Standard. Die Gesetzesnovelle schreibt vor, dass ab 2020 nur mehr „Fast-Null-Energiehäuser“ gebaut werden dürfen. Dies sind Häuser, die eine sehr hohe Gesamtenergieeffizienz aufweisen und nahezu keine Energie für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung benötigen. Für den Neubau von Amtsgebäuden gelten die Auflagen bereits ab 2019. Das Berechnungsverfahren für die Gesamtenergieeffizienz soll europaweit einheitlichen Mindeststandards entsprechen. Der äußerst geringfügige Energiebedarf dieser Gebäude muss aus erneuerbaren, möglichst regional erzeugten Energiequellen abgedeckt werden. Auch bei umfassenden Sanierungen (wenn mehr als 25 % der Gebäudeoberfläche renoviert wird) gelten zukünftig dieselben Vorgaben.
Österreich besitzt im Bereich des nachhaltigen Bauens in Europa eine Vorreiterrolle. Seit vielen Jahren werden mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und des Klima- und Energiefonds im Rahmen von gezielten Forschungsprogrammen (z. B. Haus der Zukunft, Neue Energien 2020) innovative Gebäudekonzepte und -technologien entwickelt und in Demonstrationsprojekten in der Praxis getestet. Zahlreiche Technologien und Produkte konnten bereits zur industriellen Fertigung gebracht und international vermarktet werden.
Aktuelle Konzepte zielen darauf ab, die technologische Basis für das Plus-Energie-Haus zu schaffen, das über die Jahresbilanz mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Voraussetzung für den Erfolg und die breite Anwendung dieser Konzepte ist eine kosteneffiziente Umsetzung. Die industrielle Vorfertigung von Komponenten und Bauteilen spielt dabei eine wichtige Rolle.
Nachhaltige Bauweisen haben vor allem im urbanen Umfeld größte Relevanz: In Österreich wird seit Jahren an Konzepten für die Stadt der Zukunft, die „Smart City“ gearbeitet. In zukünftigen Städten sollen neue Energie- und Verkehrstechnologien und Gebäude- und Umwelttechnologien in gebündelter Form zum Einsatz kommen.