Experten-Interview
GF Hans-Peter Weiss BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.

Foto: Suzy Stöckl
Foto: Suzy Stöckl

Die BIG setzt auf hohe Qualitätsstandards und auf Nachhaltigkeit bei Neubau und Sanierung öffentlicher Gebäude. Sind die im Plus-Energiehochhaus der TU Wien entwickelten Lösungen multiplizierbar?

Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner TU Wien als Auftraggeber und maßgeblichem Innovationstreiber wurden hier viele Einzellösungen umgesetzt, die gut multiplizierbar sind und deren Erkenntnisse in künftige Projekte einfließen können. Ein spannender Teilaspekt ist die Erkenntnis, dass trotz smarter Energielösungen bereits der Einsatz von ineffizienten Geräten die geplanten Werte zunichte machen kann. Ein Beispiel dafür ist das Einbringen von Geräten mit hohem Stand-by-Verbrauch. Ein Gesamtkonzept muss daher nicht nur gut geplant sein, sondern auch in der Umsetzung gezielte Anwendung finden. Ein komplexes Gebäude wie dieses erfordert daher eine gute Betriebsführung, etwas was wir in unserem Leistungsportfolio anbieten. Nur so bleibt man in der Lage, diese Vielzahl an innovativen Lösungen auch so zu orchestrieren, dass es zu dem gewünschten Ergebnis kommt.

Die BIG hat in den letzten Jahren das Forschungsprojekt BIGMODERN umgesetzt, bei dem es um Kriterien für energieeffiziente und wirtschaftliche Gebäudesanierung ging. Was sind die zentralen Erkenntnisse?

Nach heutigem Stand der Technik kann man gut ein energieeffizientes Gebäude ganzheitlich planen, schwieriger ist es im Betrieb die ambitionierten Planungswerte dann auch tatsächlich zu erreichen. Die Leitprojekte von BIGMODERN im Rahmen des „Haus der Zukunft plus“-Programms sind Leuchtturmprojekte für energieeffiziente Sanierungen und innovative Maßnahmen. Bei der Technischen Fakultät in Innsbruck wurde unter anderem eine Kombination aus mechanischer Kernbelüftung und automatisierten Kippfenstern umgesetzt, am Bürogebäude in Bruck an der Mur wiederum eine Solarwabenfassade getestet. Bemerkenswert bei beiden Forschungsobjekten war, dass deren Bauwerkskosten wider Erwarten niedriger als geplant und nicht höher als bei vergleichbaren, herkömmlichen thermischen Sanierungen waren. Die Erkenntnisse der Forschungsergebnisse finden direkt in unserem Holistic Building Program Anwendung.

Was sind die Ziele dieses Programms?

Ziel des Holistic Building Programs (HBP) ist es, ganzheitlich zu planen sowie nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften voranzutreiben. Dazu wurden Kriterien für Nachhaltigkeit definiert, deren Auswahl nach dem größten Kosten-Nutzen-Effekt erfolgt. Das HBP ermöglicht eine gezielte Steuerung nachhaltiger Kriterien und gewährleistet gleichzeitig die Dokumentation. So können die für das jeweilige Projekt geeigneten Maßnahmen einfach, übersichtlich und transparent zusammengestellt und Fehler in einer frühen Planungsphase vermieden werden.