Experteninterview
Dr. Michael Strugl, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands VERBUND

Dr. Michael Strugl, Foto: VERBUND
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VERBUND beschäftigt sich aktiv mit zukunftsweisenden Technologien für ein umweltfreundliches Energiesystem. Was sind die zentralen Herausforderungen, um eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und leistbare Energieversorgung langfristig sicherzustellen?
Die Klimakrise ist eine der zentralsten Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen reagieren und so rasch wie möglich klimaneutral werden. Der European Green Deal und das österreichische Regierungsprogramm geben dafür klare Ziele vor. Vor diesem Hintergrund erlebt das Energiesystem in Europa einen radikalen Umbruch. Grünstrom ist der Antrieb der Energiezukunft. Nun brauchen wir auch die passende Infrastruktur, saubere Technologien und anwendbare Produkte und Dienstleistungen. Um dem gerecht zu werden, sind alle Beteiligten gefragt: Die Politik ebenso wie die Energiewirtschaft und die verschiedenen Industriesektoren. Es gilt, neue Wege zu gehen und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.
 
Welche Rolle spielen Forschung, Entwicklung und Innovation in diesem Zusammenhang?
Ohne Innovation wird die saubere Energiezukunft nicht möglich sein. VERBUND setzt hier Standards in der Energiewirtschaft und realisiert Leuchtturmprojekte. Dafür gehen wir neue Wege, ergreifen Marktchancen und entwickeln innovative Geschäftsmodelle und Services für unsere Kunden und mit unseren Kunden. Damit erschließen wir zukunftsweisende Geschäftsfelder und stärken unser bestehendes Business. Wir arbeiten bei VERBUND an innovativen Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Erzeugung und Speicherung über die Übertragung, den Handel und den Vertrieb von Energie bis hin zu Dienstleistungen. Das VERBUND-Innovationssystem lebt aber auch von Vernetzung und Austausch. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung, innovativen Unternehmen sowie Start-ups erarbeiten wir Lösungen mit Mehrwert. Dabei setzen wir auf Agilität und Flexibilität.
 
Weltweit ist die Erzeugung, Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff ein wichtiges Forschungsthema. Hat dieser Energieträger das Potenzial zu einem wichtigen Baustein im Energiesystem der Zukunft zu werden?
Wasserstoff aus erneuerbaren Energien bietet enormes Potenzial als Ersatz für Wasserstoff aus Erdgas, zur Reduktion von CO2-Emissionen in Industrie und Mobilität sowie als Speichermedium für Wind- und Sonnenstrom. Wir arbeiten – gemeinsam mit Partnerunternehmen aus Industrie und Forschung – an unterschiedlichen Herstellungs- und Einsatzmethoden. Wir glauben, dass grüner Wasserstoff – durch Sektorkopplung und -integration – entscheidend dazu beitragen wird, die Dekarbonisierung voranzutreiben.
 
Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um die Anwendung von grünem Wasserstoff zu forcieren?
Um die Potenziale von grünem Wasserstoff bestmöglich nutzen zu können, muss der Regulierungsrahmen heute gestaltet werden. Für Österreich ist eine Wasserstoffstrategie in Ausarbeitung. Wir erwarten uns daraus ein klares Bekenntnis auf nationaler Ebene zur Unterstützung von F&E und Innovationsprojekten, um großvolumige Demonstrationsprojekte in Österreich umsetzen zu können.