Biomassekraftwerk Güssing Quelle: EEE Europäisches Zentrum für Erneuerbare Energie

Biomassekraftwerk Güssing
Quelle: EEE Europäisches Zentrum für Erneuerbare Energie

Forschungsstandort Güssing
Energieregion der Zukunft auf Basis von Bioenergie

Die Region Güssing hat sich seit den 1990er Jahren durch ein umfassendes Energieeffizienzprogramm (Thermische Sanierung, LED-Einsatz) und den breiten Einsatz erneuerbarer Energieträger für Wärme- und Stromerzeugung (z. B. Fernwärme und Photovoltaik) zu einer zukunftsweisenden Energieregion entwickelt, die auch international mit ihren über 30 Demonstrationsanlagen als Ökomusterregion große Beachtung findet.

Einer der Erfolgsfaktoren liegt in der engen Vernetzung und Kooperation zwischen Wirtschaft, Anlagenbau und Forschungseinrichtungen. Mit dem 2002 gegründeten Europäischen Zentrum für Erneuerbare Energie (EEE) entwickelte sich Güssing zu einem europaweit anerkannten Forschungsstandort. 2009 wurde im Rahmen des COMET-Programms das Forschungszentrum „Technikum“  mit Schwerpunkt Biomasse-Vergasung und Synthetische Treibstoffe eröffnet. Das Technikum in Güssing ist einer der Standorte des Kompetenzzentrums „Bioenergy 2020+“, an dem unter anderen die TU Wien, TU Graz und Joanneum Research beteiligt sind.

Bioenergietechnologien in der Praxis

Eine der bedeutendsten Innovationen ist das Güssinger Biomassekraftwerk mit 8 MWth, das seit 2001 mit einer an der TU Wien speziell entwickelten DUAL FLUID-Vergasungstechnologie  für holzartige Biomasse betrieben wird. Bei der DUAL FLUID-Vergasung läuft die Vergasungs- und Verbrennungsreaktion in zwei räumlich getrennten Wirbelschichtreaktoren; der Vergasungsteil wird mit Dampf, der Verbrennungsteil mit Luft fluidisiert. Dabei wird ein stickstofffreies und teerarmes Produktgas mit einem Heizwert von 12 MJ/m3 gewonnen.

Aufgrund der günstigen Eigenschaften des Produktgases ergeben sich vielfältige Verwertungsmöglichkeiten: von der einfachen Umwandlung zu Strom und Wärme in Gasmotoren oder Gasturbinen über die Erzeugung von erneuerbarem synthetischen Erdgas (BioSNG) oder Wasserstoff bis hin zu hochwertigen Syntheseprodukten wie Fischer-Tropsch-Diesel, -Kerosin und -Benzin (BTL-Biomass to Liquid, 2nd Generation Fuels).

Alle Verwertungslinien werden derzeit im Zuge von laufenden internationalen Projekten untersucht, einige wurden bereits erfolgreich demonstriert. In der BioSNG-Demonstrationsanlage wurde 2008 weltweit erstmals mit Produktgas aus dem Biomassekraftwerk synthetisches Erdgas aus Holz produziert. Generell könnten für diesen Prozess anstatt Hackschnitzel auch andere kohlenstoffhaltige Rohstoffe verwendet werden.

Neben der thermischen Vergasung setzt man in Güssing auf die biologische Vergasung von kohlenstoffhaltigen Reststoffen in Biogasanlagen. Verschiedene regional anfallende Ressourcen (z. B. Reststoffe aus der Landwirtschaft, Stroh etc.) werden dafür herangezogen. Geplant ist die Energieversorgung über ein lokales Biogasnetz bzw. der weitere Ausbau von Gastankstellen.

Die in Güssing erprobten neuen Technologien bilden die Basis für künftige Energiezentralen, die sämtliche Ansprüche in den Bereichen Wärme, Strom und Treibstoffe aus regional vorhandenen Ressourcen abdecken, ohne dabei mit der Lebensmittelproduktion in Konkurrenz zu treten. Forschung und Innovation schaffen hohe regionale Wertschöpfung und tragen zum Klimaschutz bei.

TECHNOLOGIE
Verwertungsmöglichkeiten für Produktgas aus Biomasse

Quelle: EEE Güssing
Quelle: EEE Güssing

 

 

  • Biomassekraftwerk Güssing, Quelle: EEE Güssing
    Biomassekraftwerk Güssing, Quelle: EEE Güssing