Für eine hohe Lebensqualität in der Stadt werden multifunktionale Systemlösungen benötigt, mit denen Energie gewonnen, Heiz- und Kühlenergie gespart, die Luftqualität erhöht und Lärmemissionen gemindert werden können. Die dichte innerstädtische Bebauung führt zu einer Reduktion der Grünflächen im urbanen Raum. Eine Begrünung von Fassaden, Dachflächen und Innenräumen kann viele positive Effekte auf die Gebäudequalität haben und das Leben in der Stadt nachhaltig verbessern.
Im Rahmen eines Projekts der Technischen Universität (TU) Wien werden an der Schule GRG7 in der Kandlgasse in 1070 Wien hocheffiziente Gebäudebegrünungssysteme mit verschiedenen Pflanzen-/Substratarten in Kombination mit Photovoltaikmodulen getestet. Das Projektteam analysiert die Einflüsse der Gebäudebegrünung auf das hygrothermische Verhalten der Gebäude, Energiesparpotenziale, Raumluftqualität und Luftfeuchtigkeit, Lärmminderung sowie Wasserrückhaltung und Wärmeinseleffekte. Durch die Gebäudebegrünung erwartet man sich u. a. eine Verbesserung des Mikroklimas, die Reduktion der CO2– und Staubkonzentration, Schallabsorption und eine Erhöhung des Wirkungsgrads der PV-Module.
Mess-System im Schulgebäude
2015 wurde die Schule mit unterschiedlichen Begrünungssystemen im Innen- und Außenbereich ausgestattet. Die Kombination von Photovoltaik und Gebäudebegrünung stellt eine innovative Verbindung dar. Die PV-Paneele werden an heißen Sommertagen von der Verdunstung der Pflanzen gekühlt, was ihren Wirkungsgrad erhöht. Die Pflanzen werden durch die Photovoltaikanlage geschützt und können so gut gedeihen. Zahlreiche Messsensoren nehmen in kurzen Zeitabständen die wichtigsten Daten der Räume und der Umgebung auf. Anhand der Messwerte werden begrünte mit nicht begrünten Konstruktionen verglichen und die Auswirkung der Begrünung quantitativ bewertet.
Von großer Bedeutung ist die Einbindung der SchülerInnen, die u. a. bei der Suche nach optimalen Pflanzen, der Auswertung von Messdaten oder der Erfassung von Energiegewinnen mit PV mitarbeiten. Das Projekt läuft bis 2018, die ersten Messergebnisse fallen positiv aus. Der U-Wert konnte um durchschnittlich 20 % gesenkt werden. Bei der CO2-Konzentration wurde wesentlich seltener ein Wert über 2000 ppm gemessen und auch der Schallpegel hat sich durch die Begrünung reduziert.
Die Erfahrungen werden genutzt, um aus einer breiten Palette von Pflanzen, Substratstärken und Aufbauten von PV-Modulen eine leistungsfähige und kostengünstige Lösung zu ermitteln. Diese soll multiplizierbar sein und bei Neubau und Sanierung zum Einsatz kommen können.
KONTAKT
Prof. DI Dr. Azra Korjenic, Institut für Hochbau und Technologie, TU Wien
azra.korjenic@tuwien.ac.at
www.bph.tuwien.ac.at
Prof. DI Dr. Azra Korjenic
Institut für Hochbau und Technologie, Technische Universität Wien