Klagenfurt hat mit seiner „Smart City-Klimastrategie“ bereits 2017 den Prozess für eine nachhaltige, klimafitte Entwicklung gestartet. Als einzige österreichische Stadt ist Klagenfurt Teil der europäischen Mission „100 Climate-neutral and Smart Cities 2030“ und hat das EU-City-Mission Label erhalten. Die Teilnahme an der EU-Initiative und die Kooperation mit dem BMK im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ unterstützen Klagenfurt bei der Realisierung der ambitionierten Klimaziele.
Um den Smart City-Gedanken in allen relevanten Themenfeldern zu verankern, wurden bereits bei der Erarbeitung der Smart City-Klimastrategie interdisziplinäre, abteilungsübergreifende Handlungsfelder definiert. Darauf aufbauend entwickelte die Stadt einen Maßnahmenkatalog für die konkrete Umsetzung der Strategie, der mittlerweile 241 Maßnahmen enthält.
„Das Ziel Klimaneutralität war ursprünglich weit in die Zukunft, bis 2050, gedacht“, erklärt Stefan Guggenberger von der Abteilung Klima- und Umweltschutz der Stadt. „Aber durch die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, wie den Fernwärmeausbau und den Einkauf von Ökostrom über die Stadtwerke konnten wir unsere Treibhausgasbilanz so weit optimieren, dass die Klimaziele immer ambitionierter gesetzt wurden. Im Zuge der EU-Cities-Mission haben wir gesehen, dass Klimaneutralität mit unserer Smart City-Klimastrategie bis 2030 prinzipiell – wenn alle Rahmenbedingungen passen – möglich ist.“
Stefan Guggenberger,
Abteilung Klima- und Umweltschutz,
Magistrat der Landeshauptstadt Klagenfurt
Nachhaltige Energieversorgung
Klagenfurt ist sehr gut mit erneuerbarer Fernwärme ausgestattet, knapp 50 % der Gebäude der Stadt sind an das Fernwärmesystem angeschlossen. Seit der Eröffnung eines neuen Biomasseheizkraftwerkes kommt die Fernwärme nun zu 90 % aus erneuerbaren Quellen. Die Stadtwerke als größter Energieversorger und Energiebereitsteller haben den Stromeinkauf auf 100 % zertifizierten Ökostrom umgestellt. So konnten sowohl im Wärme- als auch im Strombereich klimaschädliche Emissionen bereits massiv reduziert werden.
Die europäische Mission hat sich das Ziel gesetzt, große, mittlere und kleine europäische Städte auf ihrem Weg zur Klimaneutralität bis 2030 zu unterstützen. Diese Städte fungieren als Experimentier- und Innovationszentren, um alle europäischen Städte in die Lage zu versetzen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten wurden insgesamt 112 Städte von der Europäischen Kommission ausgewählt. Aus Österreich nimmt die Stadt Klagenfurt als Klima-Vorzeigestadt teil. Die Mission verfolgt einen sektorübergreifenden und bedarfsorientierten Ansatz, der Synergien zwischen bestehenden Initiativen schafft und die Aktivitäten auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Städte ausrichtet.
https://research-and-innovation.ec.europa.eu/funding/funding-opportunities/funding-programmes-and-open-calls/horizon-europe/eu-missions-horizon-europe/climate-neutral-and-smart-cities_en
Smart City Lab
Ausschlaggebend für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung von innovativen Lösungsbausteinen für die Klimaneutralität sind die verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen. Durch die Kooperation im Rahmen der Pionierstadt-Initiative konnte Klagenfurt weitere Kompetenzen aufbauen und zusätzliches Personal einstellen. Im neu eröffneten Smart City Lab arbeiten aktuell fünf Vollzeit-Mitarbeiter:innen daran, klimaneutrale Projekte aus der Smart City-Klimastrategie förderfähig zu machen und deren Umsetzung zu managen. Das Team betreut die Projekte von der Antragstellung, Einreichung und Abwicklung bis zu der Erstellung von Endberichten und der Durchführung von Audits. „Zusätzlich hat sich eine tolle Synergie ergeben“, so Guggenberger, „wir konnten mit dem Smart City Lab gleichzeitig ein Bürger:innen-Büro aufbauen, wo sich Wirtschaftstreibende, Stakeholder:innen sowie alle interessierten Klagenfurter:innen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz informieren können.“ Ziel ist es, zukünftig vermehrt Partizipationsprozesse durchzuführen und möglichst viele verschiedene Akteur:innen einzubinden. Ein wichtiger Fokus liegt dabei auf der Motivation von jungen Menschen. Die Stadt arbeitet eng mit Schulen und mit dem Klagenfurter Jugendrat zusammen. Dieses Gremium ist aus einem Partizipationsprozess hervorgegangen und besteht aus ca. 20 jungen Menschen zwischen 14 und 19 Jahren, die die Stadt zu verschiedenen Themen beraten. Der Jugendrat entwickelt auch selbst zahlreiche Ideen und Projekte, die dann mit Unterstützung der Stadt realisiert werden. Zum Thema Klimaschutz werden die Jugendlichen gezielt eingebunden, z. B. wenn es um die Entwicklung von innerstädtischen Plätzen oder um Ideen für Events geht.
Klimafitte Quartiersentwicklung
Um sichtbar zu machen, wie Klimaschutz in der Praxis funktionieren kann, hat Klagenfurt in seiner Smart City-Klimastrategie acht Zielgebiete für die klimaneutrale Entwicklung definiert. Das sind Stadtteile, in denen eine Quartiersentwicklung erwartet wird oder bereits stattfindet. Am weitesten fortgeschritten und ein Musterbeispiel ist der Stadtteil Harbach, für den bereits 2016 erste Sondierungsprojekte1 durchgeführt wurden. Hier entsteht ein nachhaltig und klimaneutral geplantes Neubauquartier mit sozial geförderten Wohnbauten. „Die ersten Wohnungen wurden bereits bezogen, bis 2030 und darüber hinaus sollen schrittweise alle 2 bis 3 Jahre weitere Baustufen realisiert werden“, erläutert Guggenberger. Die Stadt ist dabei über das Smart City Lab und begleitende Förderprojekte in die gesamte Entwicklung eingebunden. Neue Technologien und klimarelevante Maßnahmen können hier in der Praxis evaluiert werden. Die Erfahrungen aus dem Lernprozess sollen in die Entwicklung weiterer Quartiere einfließen.
Neue Mobilitätskonzepte
Während Klagenfurt im Bereich Strom und Wärme bereits auf einem guten Weg in Richtung Klimaneutralität ist, zeigen die Treibhausgasbilanzen der letzten Jahre gleichbleibend hohe bzw. teilweise auch steigende Emissionen aus dem Verkehrsbereich. „Deshalb setzen wir hier gezielte Maßnahmen, um eine Änderung im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zu fördern“, betont Guggenberger. Im neuen Quartier Harbach wurde z. B. der erste multimodale Verkehrsknotenpunkt in Klagenfurt eingerichtet. Das Angebot umfasst Busverbindungen, e-carsharing sowie ein Fahrradverleihsystem das E-Bikes, Fahrrad-Trolleys und Lastenräder bereitstellt. Auch die Citylogistik wurde mit der Einrichtung von Paketboxen an einem zentralen Standort berücksichtigt. Die innovativen Lösungen und Angebote sollen hier erprobt und schrittweise weiterentwickelt werden.
1 siehe auch: smartcities.at/projects/smart-living-in-klagenfurt-harbach