Foto: stock.adobe.com

Foto: stock.adobe.com

Klimaneutrale Wärmeversorgung
als Schlüssel zur Energiewende

Die Auswirkungen der Klimakrise sowie die aktuellen geo- und energiepolitischen Herausforderungen zeigen deutlich, dass die Dekarbonisierung aller Wirtschaftsbereiche so rasch wie möglich umgesetzt werden muss. Um Klimaneutralität zu erreichen und eine nachhaltige Energieversorgung abzusichern, ist es notwendig, in allen Sektoren Energie einzusparen, die Energieeffizienz erheblich zu steigern und das Energiesystem auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Große Bedeutung für die Energiewende hat der Wärmesektor. Rund 54 % des energetischen Endverbrauchs wird in Österreich für die Wärmeerzeugung verwendet. Diese teilt sich zu je 40 % auf die Haushalte und die industrielle Produktion auf, der Rest entfällt auf den Dienstleistungssektor und die Landwirtschaft.
 
Der Anteil von Raumwärme und Warmwasser am Wärmemarkt macht ebenfalls rund 54 % aus. Während hier niedrige Temperaturen benötigt werden, besteht in der Industrie in vielen Produktionszweigen ein hoher Bedarf an Prozesswärme mit mehreren hundert Grad Celsius. Über alle Sektoren betrachtet erfolgt ein Drittel der Wärmeerzeugung mit Erdgas, gefolgt von erneuerbaren Energieträgern mit 29 %. Strom spielt im Wärmebereich mit 14 % nur eine untergeordnete Rolle. Der Anteil von Erdgas an der Wärmeversorgung ist in den einzelnen Sektoren aber sehr unterschiedlich (Industrie  49 % und Haushalte 24 % im Jahr 2019).1
 
Die Dekarbonisierung der industriellen Prozesse ist eine große Herausforderung. Hier braucht es gänzlich neue Verfahren, die sich teils erst in Entwicklung befinden. Für die klimaneutrale Wärmeversorgung von Gebäuden auf Basis erneuerbarer Energieträger sind neue Technologien verfügbar, die in Kombination mit Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs und Steigerung der Energieeffizienz , so rasch wie möglich eingesetzt werden müssen.
 
Der Gesamtenergieeinsatz der österreichischen Haushalte machte im Jahr 2019/2020 284.871 TJ aus. Davon entfielen 200.314 TJ auf die Bereitstellung von Raumwärme und 69.211 TJ auf den Stromverbrauch.2 Knapp 34 % der Energie für Raumwärme und Warmwasser wird mit erneuerbaren Energieträgern aufgebracht.3

Anteil Wärmeerzeugung am energetischen Verbrauch sowie Anteil Raumwärme und Warmwasser, Prozesswärme >200 Grad, Prozesswärme < 200 Grad, Grafik Waldhör KG, Quelle: Statistik Austria , Nutzenergieanalyse
Anteil Wärmeerzeugung am energetischen Verbrauch sowie Anteil Raumwärme und Warmwasser, Prozesswärme >200 Grad, Prozesswärme < 200 Grad, Grafik Waldhör KG, Quelle: Statistik Austria , Nutzenergieanalyse

Klimafitte Gebäude

Im Neubau und bei der Sanierung von Gebäuden geht es einerseits darum, die Reduktion des Wärme- und Kälteverbrauchs mit geeigneten Maßnahmen und Standards weiter zu forcieren und andererseits durch den Einsatz von neuen, sauberen Heiz-, Warmwasser- und Kühltechnologien eine klimafreundliche Energieversorgung umzusetzen. Neben der Wärmebereitstellung spielt aufgrund der steigenden Temperaturen auch die energieeffiziente Klimatisierung von Gebäuden eine zunehmend wichtige Rolle.
 
Die Umstellung der Wärmeversorgung von Gebäuden auf erneuerbare Energieträger mit Hilfe von Biomassetechnologien, direkter Solarnutzung, Geothermie und Umgebungswärme kann gemeinsam mit einer entsprechenden Reduktion des Energieverbrauchs die nachhaltige, klimaneutrale Versorgung im Wärmebereich sicherstellen. Ein zentraler Ansatz ist – speziell im urbanen Raum – der Ausbau des Fernwärmesektors. Ziel ist es hier, den Anteil der erneuerbaren Energieträger, der für Nah- und Fernwärme in Österreich bei rund 50 % liegt, rasch zu erhöhen und neue Wärmequellen wie Abwärme, Wärmepumpen, Geothermie, Solarwärme und Biomasse zu integrieren.4

Energieeinsatz Haushalte und Energieträger 2019/2020 (Steinkohle, Braunkohle, Braunkohlenbriketts und Koks unterhalb der Darstellungsschwelle),  Grafik: Waldhör KG, Quelle: Statistik Austria
Energieeinsatz Haushalte und Energieträger 2019/2020 (Steinkohle, Braunkohle, Braunkohlenbriketts und Koks unterhalb der Darstellungsschwelle),
Grafik: Waldhör KG, Quelle: Statistik Austria

Die Wärmewende muss als Teil der Transformation des gesamten Energiesystems gesehen werden. Es werden nicht einzelne Technologien durch andere ersetzt, sondern es wandelt sich – auch durch die Digitalisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung – die Struktur der Energieversorgung als Ganzes. Die fluktuierende Verfügbarkeit von Energie aus erneuerbaren Quellen und die große Anzahl an kleinen, dezentralen Energieerzeugern erfordern die Flexibilisierung des Energiesystems. Aber nicht nur Infrastruktur und Technik werden sich verändern, auch die Gebäudenutzung muss sich wandeln. Zudem werden die Nutzer:innen in Zukunft  eine  wichtige Rolle  spielen und mit Hilfe  der neuen, digitalen Anwendungen aktiv am Energiesystem teilnehmen.
 
In dieser Ausgabe stellen wir einige nationale Projekte aus Forschung und Technologieentwicklung für eine  zukunftsweisende , nachhaltige Wärmeversorgung vor. Außerdem berichten wir über Österreichs Teilnahme an den Aktivitäten der Internationalen Energieagentur (IEA) zu diesem Thema.
 
1 Zahlen zum österreichischen Wärmemarkt, Österreichische Energieagentur, 2021
positionen.wienenergie.at/wp-content/uploads/2022/03/20210118_AEA_Erneuerbare_Waerme_Lechner.pdf
2 Statistik Austria, Energieeinsatz Haushalte nach Energieträgern und nach Verwendungszweck und Nutzenergieanalyse
statistik.at/statistiken/energie-und-umwelt/energie/energieeinsatz-der-haushalte,
statistik.at/statistiken/energie-und-umwelt/energie/nutzenergieanalyse
3 Energie in Österreich, Zahlen, Daten Fakten, BMK,2021
nachhaltigwirtschaften.at/resources/nw_pdf/Energie_in_OE2021_UA.pdf
4 bmk.gv.at/themen/energie/energieversorgung/fernwaerme.html

 

  • Foto: stock.adobe.com
    Foto: stock.adobe.com
  • Foto: stock.adobe.com
    Foto: stock.adobe.com
  • Foto: stock.adobe.com
    Foto: stock.adobe.com