Kaiserstraße Wien, Quelle: Architekten Kronreif_Trimmel & Partner

Kaiserstraße Wien, Quelle: Architekten Kronreif_Trimmel & Partner

Leitprojekt GdZ
Gründerzeit mit Zukunft

Gründerzeithäuser stellen in Österreich ein großes Segment des Gebäudebestandes dar. Sie stammen aus der Bauperiode zwischen 1848 und 1918 und sind teils durch aufwändige, mit Stuck gestaltete Außenfassaden, große Geschoßhöhen und Vollziegel-außenwände gekennzeichnet. 600.000 Wohnungen befinden sich in Gebäuden aus dieser Epoche – damit beträgt der gründerzeitliche Wohnungsbestand in Österreich knapp ein Fünftel. Die energietechnischen Potenziale in diesem Gebäudebereich werden bisher noch wenig genutzt. Hier setzt das „Haus der Zukunft“-Leitprojekt an, das sich mit integrierten Systemlösungen zur Modernisierung gründerzeitlicher Altbauten beschäftigt. Ziel ist die Entwicklung von multiplizierbaren Sanierungskonzepten, mit denen die thermisch-energetische Qualität der Gebäude auf einen zeitgemäßen Standard angehoben werden kann. Der jährlich erforderliche Heizwärmebedarf soll dabei von ca. 120-160 kWh/m2 auf unter  30 kWh/m2 reduziert werden.

Das Leitprojekt wird von der e7 Energie Markt Analyse GmbH in Kooperation mit einem interdisziplinären Projektteam (Havel & Havel/Sozialwissenschaft, Manschein Managing Energy/Monitoring, Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft/Wohnrecht, pos architekten/Architektur, Schöberl & Pöll/Bauphysik, Gemeinschaft Dämmstoff Industrie/Dissemination) durchgeführt. Es umfasst sowohl Grundlagenforschung zu technischen, ökonomischen und rechtlichen Fragen als auch die Entwicklung von neuen Komponenten und die Umsetzung von Demonstrationsprojekten. Zusätzlich werden Wirtschaftlichkeitsanalysen und sozialwissenschaftliche Begleituntersuchungen sowie ein umfangreiches Energie- und Komfortmonitoring in den sanierten Gebäuden durchgeführt.

Optimierung der thermischen Gebäudehülle

Kritische Punkte sind die Dämmung der gegliederten Fassaden und der Feuermauern sowie die Ausgestaltung der Bauteilanschlüsse. Bei erhaltenswerten strukturierten Fassaden kommt nur die Wärmedämmung auf der Innenseite in Betracht. Dabei können entweder konventionelle Dämmstoffe, wie z. B. Mineralwolle oder alternativ Mineraldämmplatten, z. B. auf Kalziumsilikatbasis eingesetzt werden. Diese können aufgrund ihrer kapillaraktiven Eigenschaften Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und wieder an die Raumluft abgeben. Für die wesentlichen Elemente wurden Wärmebrückensimulationen durchgeführt und die Auswirkungen auf die Bauteilsicherheit (Kondensatbildung, Schimmelbildung) untersucht.

Einsatz effizienter Haustechnik

Lüftungsanlagen zur kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung haben sich auch bei der Gebäudesanierung bereits bewährt. Moderne Lüftungskonzepte ermöglichen den hohen energetischen Standard und gewährleisten einen kontrollierten Luftwechsel, der zu einem angenehmen Raumklima führt. Durch die großen Raumhöhen sind Gründerzeitgebäude für den Einbau von Lüftungsanlagen sehr gut geeignet.

Ein integriertes Gesamtkonzept muss neben technischen Fragen auch wirtschaftliche, soziale und rechtliche Aspekte berücksichtigen. Erfahrungen und Lösungsansätze wurden im Rahmen des Projekts dokumentiert. Ein Arbeitsbehelf für die praktische Umsetzung einer hochwertigen Gründerzeithaussanierung fasst alle wichtigen Aspekte für interessierte Eigentümer-, Hausverwalter- und PlanerInnen zusammen.
www.gruenderzeitplus.at

 

  • Kaiserstraße Wien, Quelle: e7
    Kaiserstraße Wien, Quelle: e7
  • Wißgrillgasse Wien, Quelle: Ulreich Bautr. GmbH
    Wißgrillgasse Wien, Quelle: Ulreich Bautr. GmbH