2013 wurde das österreichische LISI-Haus beim internationalen Wettbewerb „Solar Decathlon“ in Kalifornien zum besten Solarhaus der Welt gekürt. Das Gebäude wurde in einem interdisziplinären Projekt unter Leitung der Technischen Universität (TU) Wien (DI Dr. Karin Stieldorf, Institut für Architektur und Entwerfen) entwickelt und umgesetzt. Beteiligt waren Studierende der TU Wien, wissenschaftliche Partner (FH Salzburg, FH St. Pölten, AIT Austrian Institute of Technology) sowie zahlreiche ProfessionistInnen und österreichische Unternehmen. Der „Solar Decathlon“ gilt weltweit als der anspruchsvollste universitäre Wettbewerb im Bereich des nachhaltigen Bauens. Er wird biennal vom US Department of Energy veranstaltet, um die Anwendung von Solartechnologien in Gebäuden zu fördern. Mit dem Plusenergie-Atrium-Haus LISI hat erstmals eine österreichische Universität an dem Wettbewerb teilgenommen und diesen gewonnen.
Flexibles Konzept
LISI steht für „Living Inspired by Sustainable Innovation“ und ist ein zukunftsweisendes Gebäudekonzept. Durch das Zusammenspiel von modularer Leichtbauweise, ökologischen Materialien und erneuerbarer Energie wurde ein qualitativ hochwertiger, nachhaltiger Wohnraum entwickelt, der sich an verschiedene Standorte und Bedürfnisse der NutzerInnen anpassen lässt. Das Gebäude gliedert sich in drei Zonen: den Servicekern, den Wohnbereich und die angrenzenden Innenhöfe, die durch eine flexible Außenhülle geschlossen werden können. Der zentrale Wohnbereich mit 64 m2 lässt sich auf die zweifache Größe nach Norden und Süden ausdehnen. Flexible horizontale und vertikale Verschattungselemente schützen vor sommerlicher Überhitzung und gewähren ausreichend solare Energiegewinne im Winter. Durch verschiedene architektonische Layer kann man die Transparenz und somit die gewünschte Privatheit variieren. Bad, Schlafzimmer und die gesamte Haustechnik sind in einem kompakten Servicekern untergebracht.
Materialien und Konstruktion
LISI besteht zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen und ökologischen Materialien und bietet seinen BewohnerInnen ein gesundes und komfortables Umfeld. 96 Prozent der Baumaterialien sind aus Holz, wobei neun verschiedene lokale Holzarten zum Einsatz kommen. Dabei wurden alle Bestandteile des Baumes verwendet: Massivholz für die Konstruktion und die Oberflächen, Rinde als Oberflächenmaterial im Innenraum sowie Sägespäne für die Möbel im Wohnraum. Holz ist ein idealer Baustoff für die Vorfertigung von Häusern, es lässt sich leicht verarbeiten und transportieren. Durch seine modulare Konstruktion kann das Haus problemlos mehrmals auf- und wieder abgebaut werden. Auf vier Boden-Modulen sind zwei horizontal aussteifende Kerne positioniert, die die gesamte Haustechnik beinhalten. Vier Decken-Module und die aufliegende Photovoltaikanlage ergeben das Dach. Die Tragkonstruktion in Holz-Kasten-Bauweise bildet sämtliche Decken und Wände. Zwischen den Konstruktions-Hölzern befindet sich Zellulose-Dämmung, die für ein angenehmes Raumklima sorgt.
Innovative Gebäudetechnik
LISI ist ein Plus-Energie-Haus und besitzt folgende Zertifikate: klimaaktiv Gold (AT), TQB/ÖGNB Gold (AT), DGNB Gold (D) und LEED Platin (USA). Über die im Dach integrierte Photovoltaikanlage wird mehr Energie gewonnen, als das Haus benötigt. Kalt- und Warmwasser für Heizung und Kühlung werden mit zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen bereitgestellt. Ein Lüftungsmodul, das als Wärme- und Feuchtetauscher zwischen warmer, verbrauchter und frischer Luft fungiert, sorgt für gesunde Luftbedingungen. Über Leitungen und aktive Baumassen im Boden werden Wärme, Kälte und Frischluft im gesamten Gebäude verteilt. Das LISI-Haus wird seit 2014 in der Architektur- und Innovationszone der Blauen Lagune in Wiener Neudorf ausgestellt und kann – in verschiedenen Größen und für Kunden maßgeschneidert – gekauft werden.