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Nachhaltigkeit im Bausektor
Strategien und Konzepte von der Planung bis zum Rückbau

Für den Bau, die Nutzung und die Renovierung von Gebäuden sind erhebliche Mengen an Energie und Ressourcen erforderlich. Der Bau- und Gebäudesektor ist weltweit für einen hohen Anteil des Energieverbrauchs und der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Laut dem aktuellen Bericht „2020 Global Status Report for Buildings and Construction“1 des UN-Umweltprogramms macht der Bereich Bauen und Gebäude 38 % der globalen CO2-Emissionen aus. Um bis 2050 einen kohlenstofffreien Gebäudebestand zu erreichen, schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass die direkten CO2-Emissionen von Gebäuden bis 2030 um 50 % und die indirekten Emissionen des Bausektors um 60 % sinken müssen.

Das Bauen und Sanieren von Gebäuden ist auch ein Kernbereich des europäischen Green Deals, mit dem sich Europa das Ziel gesetzt hat, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die 2020 von der Europäischen Kommission veröffentlichte Strategie „A Renovation Wave for Europe“2 sieht eine Verdoppelung der Umbauten in Richtung Energieeffizienz in den nächsten 10 Jahren vor. Damit sollen nicht nur die Treibhausgasemissionen reduziert und die Lebensqualität in den Städten erhöht werden, sondern auch zusätzliche neue Arbeitsplätze im Bausektor entstehen. Zu den zentralen Leitlinien für die Renovierungswelle zählen die Reduktion des Energieverbrauchs, Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft sowie die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden.

Globaler Anteil an Endenergie und Emissionen von Gebäuden und der Bauwirtschaft, 2019 Abb.: 2020 Global Status Report for Buildings and Construction, Umweltprogramm der Vereinten Nationen; adaptiert aus “IEA World Energy Statistics and Balances” and “Energy Technology Perspectives" (IEA 2020d; IEA 2020b).
Globaler Anteil an Endenergie und Emissionen von Gebäuden und der Bauwirtschaft, 2019
Abb.: 2020 Global Status Report for Buildings and Construction, Umweltprogramm der Vereinten Nationen; adaptiert aus “IEA World Energy Statistics and Balances” and “Energy Technology Perspectives“ (IEA 2020d; IEA 2020b).

Bauen und Sanieren für die Stadt der Zukunft

Österreich hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bereits 2040 klimaneutral zu sein. Innovationen im Bau- und Gebäudebereich können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.  Qualitativ hochwertige Sanierungen und energieeffiziente Neubauten sind die Schlüssel für langfristig wirksamen Klimaschutz. Wie Gebäude und ganze Quartiere mit Blick auf die Klimaneutralität in den kommenden Jahren errichtet und saniert werden können, stellt den Bausektor vor große Herausforderungen. Es braucht synergetische, integrierte, digitale und kreislauffähige Lösungen, um Gebäude zukunftsfit zu machen. Forschung, Innovation und Technologieentwicklung spielen hier eine entscheidende Rolle. Nachhaltiges Bauen betrifft den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und umfasst eine Vielzahl von Dimensionen und Maßnahmen. Dazu zählen z. B. integrierte Planungsmethoden, der Einsatz von kreislauffähigen Baustoffen und Materialien, ressourcenschonende und energieeffiziente Bauweisen, nachhaltige smarte Energiesysteme basierend auf erneuerbaren Energieträgern, flexible Nutzungskonzepte sowie Lösungen für den Rückbau von Gebäuden und/oder die Wiederverwertung von Bauteilen und Materialien.

Forschung und Technologieentwicklung

Mit dem Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ unterstützt das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie seit vielen Jahren die Erforschung und Entwicklung von Technologien, Systemkonzepten und Dienstleistungen für zukunftsfähige, klimaverträgliche und ressourcenschonende urbane Räume. 2021 wurde die FTI-Initiative „Kreislaufwirtschaft“ gestartet, um innovative F&E-Vorhaben zu relevanten Fragen entlang des gesamten Wertschöpfungskreislaufs zu forcieren. In dieser Ausgabe stellen wir einige aktuelle Studien zum Themenbereich „Innovatives Bauen“ vor, die im Rahmen des Forschungsprogramms „Stadt der Zukunft“ des BMK erarbeitet wurden. Ein richtungsweisendes Beispiel ist das Demonstrationsprojekt „Energy²POG – Hybrider Energieverbund“ am Pogusch. Dort wurde ein hybrides und hinsichtlich betrieblicher Stoffströme optimiertes Gesamtkonzept für das Restaurant Steirereck-Pogusch, einen Gastronomie- und Hotelbetrieb, als Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter für weitere Betriebe realisiert.

nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz/
nachhaltigwirtschaften.at/de/themen/kreislaufwirtschaft/
 
Internationale Zusammenarbeit
Österreich beteiligt sich aktiv an der internationalen Forschungszusammenarbeit im Rahmen des Technologieprogramms „Energie in Gebäuden und Kommunen“ (EBC TPC) der Internationalen Energieagentur (IEA). Das Programm hat das Ziel, Forschung und Innovation für die Integration von energieeffizienten und nachhaltigen Technologien in Gebäuden und Kommunen zu forcieren. Zu den Forschungsthemen zählen u.a. die Entwicklung und Demonstration von zukunftsweisenden Gebäudetechnologien für Neubau und Sanierung, Gebäudesimulationsprogramme, Energiemanagementsysteme sowie nachhaltige Energieversorgungskonzepte für Gemeinden und Regionen. Aktuell laufende Projekte mit österreichischer Beteiligung beschäftigen sich z. B. mit „Energie-flexiblen Gebäuden als Teil resilienter, kohlenstoffarmer Energiesysteme“, „Kosteneffizienten Strategien in der Gebäudesanierung auf Stadtteilebene“ oder der „Bewertung von Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden“.

nachhaltigwirtschaften.at/de/iea/technologieprogramme/ebc/
www.iea-ebc.org

1 globalabc.org/sites/default/files/inline-files/2020%20Buildings%20GSR_FULL%20REPORT.pdf
2 A Renovation Wave for Europe – Greening our buildings, creating jobs, improving lives
eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?qid=1603122220757&uri=CELEX:52020DC0662
 

 

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