Open Heat Grid
Nutzung industrieller Abwärme in Hybridnetzen

Quelle: Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz
Quelle: Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz

Aktuell sind Wärme-, Strom- und Gasnetze kaum miteinander verknüpft. Neue technologische Entwicklungen ermöglichen aber eine enge bidirektionale Verbindung dieser Netze. Hybridnetze könnten eine Schlüsselrolle bei der zukünftigen Energieversorgung im urbanen Raum spielen und einen wesentlichen Beitrag zu Energieeffizienz und Ressourcenschonung leisten. Im Projekt OPEN HEAT GRID wurden unter Leitung des Energieinstituts an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz unterschiedliche Konzepte für ein offenes Wärmenetz untersucht sowie politische Empfehlungen für offene Wärmenetze in urbanen Energiesystemen erarbeitet. Hybridnetze brauchen ein neues Markt- und Regulierungsdesign, da das Zusammenspiel bislang getrennter Netze und Märkte eine Abstimmung der Tarife erforderlich macht.

Energiequelle Abwärme

Industrieunternehmen könnten als bidirektionale Koppelpunkte zwischen den Energienetzen (Wärme, Strom und Gas) dienen und Speicher- und Verschiebungspotenziale erschließen. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Integration von industrieller Abwärme. Diese steht in hohen Mengen, jedoch in unterschiedlich verwertbaren Temperaturniveaus zur Verfügung und kann grundsätzlich in bestehenden Fernwärmesystemen zum Einsatz kommen. Technische Hemmnisse betreffen v. a. die Temperaturniveaus der Abwärme in Relation zu der des Fernwärmenetzes sowie die Auskoppelung der Wärme und deren Kontinuität. Technologien zur Aufbereitung und Speicherung der Wärme sind bereits verfügbar, allerdings oft nicht wirtschaftlich.

Einspeisung in Fernwärmenetze

Im Wärmenetz gibt es in Österreich im Status quo kein Recht auf eine Einspeisung. Der Betreiber eines Fernwärmenetzes ist zugleich Eigentümer des Netzes und einer eigenen Wärmeproduktion. Dies führt zu komplexen Einspeiseverhandlungen, bei denen viele interagierende technische Parameter berücksichtigt werden müssen (Mengen, Profile, Drücke, Temperaturen, etc). Aktuell wir die Einspeisung mit privatrechtlichen Verträgen geregelt. Für zielführende Verhandlungen und Kosten-Nutzen-Analysen sollten entsprechende Guidelines entwickelt werden.

Die variablen Kosten aufgefangener Abwärme gehen zwar gegen null, da die Bereitstellung praktisch keinen Energieträgereinsatz benötigt, es entstehen aber Fixkosten für die Auskopplung der Wärme. Diese Kosten müssen sich durch die Einsparungen in der Wärmeproduktion des Wärmenetzbetreibers amortisieren. In Wien und Linz ist eine Amortisation aktuell nur im Winter bzw. in der Übergangszeit möglich, da im Sommer der Fernwärmebedarf vor allem durch Müllverbrennung gedeckt wird. Ein Saisonspeicher könnte Abwärme vom Sommer im Winter nutzbar machen und somit die Wirtschaftlichkeit der Auskopplung erhöhen. Dies soll in Folgeprojekten des Energieinstituts, wie z.B. „Future District Heating System Linz“ mit Beteiligung von AIT Austrian Institute of Technology und Linz AG untersucht werden.

KONTAKT
Dr. Simon Moser, Energieinstitut an der JKU Linz
moser@energieinstitut-linz.at
www.energieinstitut-linz.at