Ein praxisnahes System für regionale Netze, das Stromerzeugung, -speicherung und -verbrauch bündelt und optimiert.
Im Rahmen des transnationalen Forschungsprojekts R2EC entwickeln ForscherInnen aus Österreich, Norwegen und Belgien1, ein skalierbares System für dezentrale, interagierende Energiezellen mit einer hohen Konzentration an lokal gewonnener, erneuerbarer Energie. Dazu werden dezentrale Energiezellen auf Basis erneuerbarer Energien simuliert und relevante Technologien getestet. Das österreichische Konsortium beschäftigt sich einerseits mit Prozessen zur Integration der NutzerInnen (Co-Creation Workshops, Befragungen, etc.) und andererseits mit der Realdatenerfassung (gemessene Lastprofile) in ausgewählten Testbeds.
Musterregionen für 100 % erneuerbare Energie
Das Projekt zielt auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie in lokalen Energiegemeinschaften ab. Dabei soll die jeweilige Region autonom mit lokal verfügbarer, erneuerbarer Energie versorgt werden und im Idealfall zusätzlich einen Beitrag zur Deckung des Verbrauchs anderer Regionen liefern. In Österreich wurden drei Musterenergieregionen im Bezirk Tulln und Umgebung ausgewählt, um hier Realverbrauchsdaten von Haushalten, gewerblich genutzten Gebäuden sowie Gebäuden und Verbrauchern der Gemeinden zu sammeln und den Beitrag regionaler Energiezellen zum Gelingen der Energiewende zu erforschen.
In den betrachteten Testbeds kommen in erster Linie Smart Meter Infrastruktur-Komponenten zum Einsatz. Die damit erfassten Reallastgänge ermöglichen es in Kombination mit den Erkenntnissen aus der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung die Energiezellen auf Simulationsebene bzw. im Labor-Maßstab abzubilden und zu optimieren. Um das Ziel „100 % erneuerbare Energie“ zu erreichen, gilt es, vorhandene Flexibilitäten verstärkt zu nutzen und mit Hilfe von Speichern weitere Möglichkeiten für die Integration eines hohen Anteils erneuerbarer Energie zu schaffen. Durch ein intelligent gesteuertes, aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch soll die Nutzung erneuerbarer Energie auf lokaler und regionaler Ebene maximiert werden. Neben energierelevanten Optimierungen fließen auch ökonomische und ökologische Aspekte sowie die NutzerInnen-Perspektive ein.
Aktive Teilnahme am Energiemarkt
Der Zusammenschluss zu Energiegemeinschaften bietet allen TeilnehmerInnen viele Vorteile. Die gemeinsame Nutzung lokal verfügbarer, erneuerbarer Energieressourcen erhöht die Unabhängigkeit der AkteurInnen. Vorhandene Flexibilitäten können vermarktet werden, was einerseits die Wirtschaftlichkeit der Anlagen verbessert und andererseits zur Stabilisierung der Netze beiträgt. Neue Möglichkeiten aufgrund reduzierter Netzentgelte innerhalb einer erneuerbaren Energiegemeinschaft sowie verbesserte Rahmenbedingungen (z. B. direkter Handel innerhalb der Community, gemeinsame Investitionen, Förderung der Energieunabhängigkeit, etc) sind aktuell in Entwicklung bzw. zum Teil schon auf regionaler Ebene gegeben.
Im Rahmen des Projekts wird ein umfassender Prozess zur Einbindung aller TeilnehmerInnen in den ausgewählten Testbeds implementiert. Zunächst wurden lokale Stakeholder identifiziert, die dauerhaft im Rahmen von Co-Creation-Prozessen mitwirken sollen. Workshops zur Information und Präsentation der Projektziele sowie erste Befragungen wurden bereits durchgeführt, um ein lokales Stimmungsbild und die Teilnahmebereitschaft der Bevölkerung auszuloten. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Erfahrungen mit dem eingesetzten Energiemonitoringsystem sowie den damit verbundenen Energieverhaltensänderungen in den drei Projektländern dokumentiert und im Ländervergleich dargestellt.
greenenergylab.at/projects/r2ec-regional-erneuerbare-energiezellen/
1 Projektpartner: FH Technikum Wien (Projektleitung), KEM / WYNERGY e.U., EffiCent Energieeffizienz Dienstleistungen GmbH, 4ward Energy Research GmbH, EVN AG, TPPV Austrian Photovoltaic Technology Platform, NORCE Norwegian Research Centre AS, Z Energi AS, TRIPOD HOUSE AS, Becquerel Institute (Icares Consulting SPRL), GreenWatch S.A.
Das Projekt wird im Rahmen des ERA-Net SES 2018 Joint Call RegSys im EU Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 durchgeführt.
www.eranet-smartenergysystems.eu
DI Dr. Andrea Edelmann
Leiterin Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz EVN,
Obfrau-Stellvertreterin im Vorstand des Vereins Green Energy Lab