Die Stadt Salzburg verfügt mit zahlreichen Klimaschutzprojekten und als „Smart Grids Modellregion“ über ein breites Spektrum an emissionsreduzierenden Initiativen. Darauf aufbauend hat die Stadt in einem Masterplan ihre Vision für 2050 definiert und eine Roadmap für die Entwicklung zur Smart City erarbeitet. Zentral für den Umbau des Energiesystems sind u. a. die Erweiterung und Optimierung des Fernwärmenetzes in Übereinstimmung mit den Stadtentwicklungsstrategien, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger, die massive Reduktion des Energieeinsatzes im Gebäudebereich sowie neue Mobilitätsangebote.
Innovative Solarenergienutzung im Stadtteil Lehen
Ein „Haus der Zukunft“-Leitprojekt ist die Neugestaltung des Salzburger Stadtteils Lehen, wo bereits seit 2007 zahlreiche Bauvorhaben realisiert werden. Teile des Gesamtprojekts werden im Rahmen der EU Initiative Concerto II „Green Solar Cities“ umgesetzt. Auf dem Areal der ehemaligen Salzburger Stadtwerke sind in den letzten Jahren 287 Mietwohnungen, die neue Stadtgalerie, ein Studentenwohnheim und ein Kindergarten neu errichtet worden. Das bestehende Bürohochhaus wurde saniert und moderne Büros, Labors und Seminarräume wurden eingerichtet. Die nachhaltige Sanierung des angrenzenden alten Wohnquartiers, der Strubergassensiedlung, erfolgte mit modernsten Technologien. Das Modellprojekt „Stadtwerk Lehen“ ist mit seinem nachhaltigen Energiekonzept ein wesentlicher österreichischer Beitrag im Rahmen der Forschungskooperation der Internationalen Energieagentur (IEA-EBC Annex 51/Energy Efficient Buildings and Communities).
Für die Energieversorgung kommt in diesem Areal ein System zum Einsatz, das die Fernwärme optimal durch Sonnenenergie ergänzt. Im Stadtwerk Lehen wurde eine thermische Solaranlage mit 2.000 m2 Kollektorfläche errichtet. Die Wärme wird in einem zentralen 200.000-Liter-Pufferspeicher gesammelt. Eine Solarwärmepumpe optimiert das System und steigert den Ertrag zusätzlich um 15 bis 20 %. Die Wärme wird über ein Niedertemperatur-Mikronetz an die Wohnungen und Büros sowie an die angrenzenden, sanierten Wohnhäuser verteilt. Eine PV-Anlage mit insgesamt 20,16 kW auf den Dächern der Wohnbauten liefert Strom für die allgemeinen Anlagen.
Als nächster Schritt wurde eine Gebäudestrukturanalyse in Salzburg durchgeführt, um weitere Quartiere zu definieren, in denen ein umfassender Sanierungsansatz nachhaltig geplant werden soll.
Ing. Inge Straßl, SIR Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen
Rosa Zukunft – Smart Grid Technologien in der Praxis
Salzburg gilt international als Vorreiter bei der Entwicklung von intelligenten Lösungen für elektrische Verteilnetze. In enger Kooperation von Forschung und Unternehmen werden in der ersten Smart Grid-Modellregion Österreichs seit 2009 neue Technologien für das Stromnetz der Zukunft entwickelt und in der Praxis getestet. Im Leuchtturmprojekt HiT (Häuser als interaktive Teilnehmer im Smart Grid) werden alle auf der Niederspannungsebene relevanten Smart Grid-Elemente in einem integrierten Gebäudekonzept zusammengeführt.
Das Projekt umfasst Planung, Bau, Betrieb und Monitoring einer Wohnanlage mit 130 Miet- und Eigentumswohnungen für unterschiedliche Nutzergruppen. Hier werden zentrale Fragen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen, zu Gebäudetechnologien und Speichern sowie zur Elektromobilität im Realbetrieb untersucht.
Die Wohnanlage verfügt über ein intelligentes Energiemanagementsystem, das Energieerzeugung und Verbrauch (z. B. mit Hilfe automatisierter Lastverschiebung) steuern und vorhandene Speicher (wie etwa die Batterien von Elektro-Fahrzeugen) nutzen kann. Die umweltfreundliche Energieerzeugung mittels Photovoltaik und Blockheizkraftwerk gehört ebenso zum Gesamtkonzept wie nachhaltige Mobilitätskonzepte für die BewohnerInnen.