Der Umbau unseres Energiesystems zu einer klimaneutralen, auf erneuerbaren Quellen basierenden Energieversorgung stellt eine große Herausforderung dar. Neue Technologien und Lösungen werden benötigt, um die verstärkte Integration erneuerbarer Energie im Energiesystem zu ermöglichen und trotz schwankendem Angebot aus Wind und Sonne jederzeit eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten.
Ziel der multilateralen Joint Programming Platform Smart Energy Systems (JPP SES) ist die Förderung von transnationalen FTI-Projekten zur Entwicklung von intelligenten, integrierten Energiesystemen, die eine Energieversorgung mit bis zu 100 % erneuerbarer Energie ermöglichen. Diese Forschungsinitiativen werden von 32 nationalen und regionalen öffentlichen Finanzierungspartnern unterstützt und teilweise von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Horizon 2020 kofinanziert. Gemeinsam wollen die Partner die Erforschung, technische Entwicklung und Demonstration von zukunftsweisenden Lösungen vorantreiben.
Die Plattform organisiert jährliche Förderausschreibungen zu den Themen Smart Grids, integrierte regionale und lokale Energiesysteme, Wärme- und Kältenetze sowie Digitalisierung des Energiesystems und Smart Services. Durch die Einbindung relevanter Innovationsakteure, Technologieentwickler und AnwenderInnen in den beteiligten Ländern und Regionen wird ein länderübergreifender Wissenspool geschaffen. Dies unterstützt die Entwicklung und Verbreitung von neuen Technologien, Marktdesigns und Geschäftsmodellen. Die frühzeitige Einbindung von Stakeholdern in Co-Creation Prozesse ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Europäische Ziele umsetzen
Die Joint Programming Platform Smart Energy Systems leistet einen wichtigen Beitrag zur Transformation des europäischen Energiesystem und zur Umsetzung des europäischen SET-Plans. Die Plattform fungiert als Dach für die ERA-Net Cofunds im Bereich der SET-Plan Action 4 mit Schwerpunkt auf Integration von Energiesystemen, Sektorkopplung und Digitalisierung1. Die verschiedenen JPP SES Fokus Initiativen im Zeitraum von 2015 bis 2025 ergänzen sich, so dass Synergien genutzt werden können und die Vernetzung von Projekten aus unterschiedlichen ERA-Net Calls ermöglicht wird.
Schwerpunkte und Aktivitäten
Zwischen 2015 und 2019 wurden im Rahmen von JPP SES fünf transnationale Joint Calls mit öffentlichen Mitteln von knapp 100 Mio. Euro durchgeführt. Beginnend mit dem Fokus auf Smart Grids (Calls 2015/16/17) wurde 2018 eine Initiative zum Thema „Integrierte regionale Energiesysteme“ gestartet. Der Joint Call 2019 konzentrierte sich auf Speicherlösungen und richtete sich auch an außereuropäische Finanzierungspartner der Mission Innovation-Länder („MICall19“)2. 2020 startete ein Call mit Fokus auf „Digitalisierung der Energiesysteme“, für 2021 ist ein Call zu integrierten regionalen Energiesystemen mit Schwerpunkt auf Heiz- und Kühllösungen geplant. Drei der Joint Calls werden von der Europäischen Kommission im Rahmen des ERA-Net Cofund Instruments kofinanziert (ERA-Net Smart Grids Plus, ERA-Net RegSys, ERA-Net EnerDigit). Seit 2015 koordiniert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) die JPP SES-Initiativen. In diesem Zeitraum konnten österreichische Stakeholder an 26 transnationalen Projekten mitwirken und so den internationalen Forschungs- und Wissensaustausch vorantreiben.
Richtungsweisende Lösungen entwickeln
Forschung, Technologieentwicklung und Demonstration spielen eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem. Die Transformation der Energieversorgung auf 100 % erneuerbare Energie erfordert ein integriertes Gesamtsystem, bei dem die Sektoren Strom, Wärme/Kälte und Mobilität gekoppelt werden und eine Vielzahl von Komponenten intelligent zusammenspielen. Einen wichtigen Part werden in Zukunft integrierte regionale und lokale Energiesysteme einnehmen. In dieser Ausgabe stellen wir einige richtungsweisende Lösungen und Bausteine für smarte Energiesysteme vor, die in Österreich im Rahmen der Joint Programming Platform SES gemeinsam mit europäischen Partnern erarbeitet werden, sowie einige zukunftsweisende nationale FTI-Projekte aus den Programmen des BMK und Klima- und Energiefonds.
www.eranet-smartenergysystems.eu
1 www.nachhaltigwirtschaften.at/de/news/2018/20180312-set-plan.php
² Mission Innovation ist eine globale Initiative von 24 Staaten und der Europäische Union, die das Ziel verfolgt, den Klimawandel zu bekämpfen und die Entwicklung sauberer Energietechnologien voranzutreiben. Bei einem von JPP SES ausgerichteten Side Event beim Mission Innovation Ministerial 2019 in Vancouver erklärte eine Gruppe von MI Ländern ihre Bereitschaft zur Teilnahme am „MICall19“, dem ersten, von JPP SES organisierten, multilateralen Call für FTI-Projekte im Rahmen von Mission Innovation.
Clean Energy Transition Partnership
Aufbauend auf Ergebnissen und Erfahrungen aus den ERA-Net Initiativen entsteht aktuell die neue europäische „Clean Energy Transition Partnership“ (CETP). Österreich ist aktiv mit dem BMK an der Konzeption und Entwicklung des Programms beteiligt. Bereits 27 Länder haben Interesse an einer Zusammenarbeit in dieser Partnerschaft bekundet. Das BMK koordinierte gemeinsam mit einer Kerngruppe von Ländern die Erstellung einer ersten strategischen Forschungs- und Innovationsagenda, die im November 2020 veröffentlicht wurde. Mit dem europaweiten Forschungsprogramm CETP soll die Energiewende in all ihren Dimensionen beschleunigt werden. Die Initiative unterstützt Aktivitäten auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene sowie die Zusammenarbeit von Forschung, öffentlichen Organisationen, Industrie sowie Bürgerorganisationen. Ziel ist es, gemeinsam die Transformation des Energiesystems voranzutreiben und Europa zum Vorreiter für Energieinnovationen und deren Umsetzung zu machen. CETP trägt dazu bei, den European Green Deal umzusetzen und die europäische Vision eines klimaneutralen Europas 2050 zu realisieren.