Franziskanerkloster Graz, fassadenintegrierte Solarkollektoren (derzeitiger Sanierungsstand) unten: Bauteilheizung und Heizraum mit Wärmepumpen,Foto: AEE INTEC

Franziskanerkloster Graz, fassadenintegrierte Solarkollektoren (derzeitiger Sanierungsstand) unten: Bauteilheizung und Heizraum mit Wärmepumpen,Foto: AEE INTEC

Vision „Nullemissionskloster“
Sanierung des Franziskanerklosters in Graz

Die Sanierung des Franziskanerklosters in Graz ist ein beeindruckendes Beispiel für die Umsetzung eines nachhaltigen Sanierungskonzepts unter schwierigen Rahmenbedingungen. Das Franziskanerkloster bildet mit der Franziskanerkirche und dem ursprünglich zur Stadtmauer, jetzt zur Kirche gehörenden Turm, einen der markantesten Gebäudekomplexe in der Grazer Altstadt. Neben allen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen waren die Auseinandersetzungen mit den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes und des Ortsbildschutzes sowie den Auflagen zum Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes zu bewältigen.

Ausgangspunkt für die Sanierung war ein Masterplan (Arch. DI Michael Lingenhöle), der eine umfassende Konzeption für die Modernisierung der gesamten Klosteranlage vorlegt. Mit großem Engagement gelang es den Ordensbrüdern gemeinsam mit  ExpertInnen der AEE INTEC eine vierstufige „Energievision“ für das Kloster zu entwickeln und ab 2010 zu realisieren (Architektur: HoG Architekten). Einige der Sanierungsmaßnahmen wurden auch im Rahmen des Forschungsprojekts „denkmalaktiv I“ näher untersucht.

Bautechnische Maßnahmen

Eine wesentliche Maßnahme für mehr Energieeffizienz war die Dämmung der Dachschrägen des Klosters. Dadurch werden die ungeheizten Lagerräume im Dachgeschoß zu thermischen Puffern im Wärmefluss nach oben bzw. nach außen. Die Klostermauern mussten nicht gedämmt werden, da Aufnahmen mit Wärmebildkameras hier nur geringe Verluste zeigten. Die obersten Geschoßdecken wurden mit Schaumglasschotter wärmegedämmt. Die einfachverglasten Gangfenster ersetzte man durch Kastenstockfenster mit innenliegenden Isolierglasflügeln.

Gebäudetechnik und Energiekonzept

Eine Bauteilheizung in der Sockelzone des Erdgeschoßes sorgt für die Trocknung des Mauerwerks und steigert die Behaglichkeit in den Innenräumen. Am Südtrakt des Klosters wurde eine Solaranlage mit 193 m2 dachintegrierten Flachkollektoren und 180 m2 fassadenintegrierten Kollektoren installiert. Diese liefern Energie zur Warmwasserbereitung, Mauertemperierung sowie zur Vorwärmung des Brunnenwassers für zwei Wärmepumpen. Die Kollektoren wurden speziell für das Projekt angefertigt, teilweise wurden sogenannte Blindkollektoren (ohne Absorber) für die formschöne Gebäudeintegration hergestellt und verbaut. Das erhitzte Wasser wird in drei Pufferspeichern mit 15.000 Liter Fassungsvermögen im Keller gespeichert. Die Vorlauftemperatur beträgt lediglich  32-33 °C, da die Klosterwände eine große Speichermasse aufweisen. Sollte zusätzliche Energie für die Beheizung und Warmwasserbereitung benötigt werden, kann mit zwei Wärmepumpen (je max. 200 kW mit Solarvorwärmung) zugeheizt werden. Als Heizungs-Backup dient der Fernwärmeanschluss.

Bruder Matthias, Franziskanerkloster Graz
Bruder Matthias, Franziskanerkloster Graz

„Um effiziente Maßnahmen in der thermischen Sanierung von Altbauten zu setzen, ist eine gründliche technische Auseinandersetzung mit dem Gebäude notwendig. Viele behutsame Maßnahmen in der Sanierung sind vonnöten, um große Ziele in der Energieeinsparung zu erreichen und um den baukünstlerischen Wert des Gebäudes zu erhalten. Neben den technischen Herausforderungen braucht es gute architektonische Lösungen. Denn Motivation im ökologischen Handeln erzeugt nicht allein der Zweck sondern das Schöne – die Ästhetik!“

Bruder Matthias
Franziskanerkloster Graz

 

  • Sanierung Veranstaltungsraum, Foto: AEE Intec
    Sanierung Veranstaltungsraum, Foto: AEE Intec
  • Foto: AEE Intec
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