Bis Mitte der 1970er Jahre hatte das Thema Energieversorgung in der Politik der Industriestaaten keine Priorität. Alle notwendigen Energiedienstleistungen konnten mit den am Markt angebotenen fossilen Energieträgen abgedeckt werden. Die Ölkrise im Oktober 1973 markiert einen Wendepunkt in der nationalen und internationalen Energiepolitik, da sich erstmals die Abhängigkeit von den erdölexportierenden Staaten zeigte und die Sicherheit der zukünftigen Energieversorgung gefährdet schien.
Als Reaktion auf die Krise wurde 1974 die Internationale Energieagentur (IEA) als autonome Einheit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris eingerichtet. Österreich ist einer der 16 Gründungsstaaten, heute gehören der Organisation 29 Mitgliedsstaaten an (Australien, Belgien, Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn, USA, Vereinigtes Königreich). Die IEA sieht ihre Aufgabe in der Beratung und Koordination der nationalen Energiepolitik der Mitgliedsländer.
Schwerpunkte der IEA
> Energiesicherheit: Förderung von Diversität, Effizienz und Flexiblität in allen Energiesektoren
> Wirtschaftliche Entwicklung: Sichern einer stabilen Energieversorgung der IEA-Mitgliedsländer und Förderung freier Märkte, um Wirtschaftswachstum anzukurbeln und Energiearmut zu beseitigen
> Umweltbewusstsein: Erhöhung der internationalen Wissensbasis zu Energieoptionen zur Eindämmung des Klimawandels
> Weltweites Engagement: Zusammenarbeit mit Nicht-Mitgliedsstaaten, insbesondere großen Energieproduzenten und -konsumenten, um Lösungen für gemeinsame Energie- und Umweltanliegen zu finden
Die IEA bietet die Möglichkeit für den weltweiten Austausch von Know-how und neuen Erkenntnissen aus der Energieforschung. Dadurch können internationale Entwicklungen für die strategische Ausrichtung der österreichischen Forschungs- und Technologiepolitik frühzeitig wahrgenommen werden. Die Energietechnologieinitiativen der IEA ermöglichen Kooperationen, über europäische Grenzen hinaus, beispielsweise mit Japan, USA oder Australien – aber auch mit Nichtmitgliedern, wie den dynamischen Volkswirtschaften China, Indien, Südafrika, Brasilien oder Mexiko. Von den IEA-Kooperationen profitieren sowohl österreichische Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen, weil diese oftmals die Basis für weiterführende Projekte bzw. Geschäfte sind. Weiters führen die Ergebnisse oft zu neuer EU- und weltweiter Standardisierung und Qualitätssicherung von Energietechnologien.
Als IEA-Mitgliedsland muss Österreich jährlich seine Energieforschungsausgaben der öffentlichen Hand erheben und an die IEA für eine zentrale Erfassung melden. Dadurch werden Entwicklungen und Trends über die Jahre erkennbar und es können entsprechende Steuerungsmaßnahmen für die Forschungspolitik abgeleitet werden. Ländervergleiche sind durch die einheitliche Erhebungsmethode ebenfalls möglich.
Alle vier Jahre findet eine detaillierte Überprüfung der Energiepolitik und der Energieforschung jedes Mitglieds durch die IEA statt. Im neuesten IEA-Länderbericht 2014 wurde der österreichischen Energieforschung ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Energieforschungsausgaben haben sich seit 2007 vervierfacht und Österreich ist mit 120 Millionen Euro pro Jahr auf den sechsten Platz unter den IEA-Mitgliedsländern vorgerückt. Die IEA empfiehlt Österreich die Kontinuität in der Energieforschung zu gewährleisten und Budgets langfristig zu erhöhen, Unternehmen noch stärker für Investitionen in Energieforschung zu motivieren, möglichst freien Zugang zu Forschungsergebnissen zu ermöglichen sowie Studierende zu energieforschungsrelevanten Fächern zu motivieren.